Timothy Geithner hat für seine Amtszeit gute Noten erhalten. Als US-Finanzminister verzeichnete er Erfolge in der Krisenbekämpfung und zumindest Fortschritte bei der Regulierung der Finanzindustrie. Dass Geithner diese Verdienste bald in bare Münze einwechseln wird, war zu erwarten. Dass der Demokrat nun bei einer großen Beteiligungsgesellschaft anheuert, gibt freilich Anlass zur Kritik. Die Regulierung dieser Private-Equity-Unternehmen zählte nämlich im Rahmen des Dodd-Frank-Gesetzes zu einem wichtigen Unterfangen in seiner Amtszeit als Finanzminister. Wenngleich Bankenbeteiligungen via Fonds erschwert wurden, ist die Branche, für die Geithner nun werkt, ziemlich glimpflich davongekommen.

Nun muss man nicht so weit gehen und Geithner vorwerfen, seine schützende Hand über die Industrie gelegt zu haben. Aber allein der Umstand, dass ein Politiker eine Position übernimmt, die einen starken Bezug zu seiner früheren Tätigkeit hat, verstört. Die Erfahrungen damit sind ja nicht die besten, wie der rege Wechsel von Leuten wie Larry Summers, Bob Rubin oder Hank Paulson zwischen Wall Street und Washington zeigt. Dicke Gehälter sind da noch das Geringste. Diese Insiderparty ist mitverantwortlich für das systemische Risiko der Wall Street.

Berufsverbote für Politiker sollte es niemals geben. Beschränkungen von Aktivitäten in Feldern, die sie davor reguliert haben, sehr wohl.  (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 18.11.2013)