Nur zehn Stunden bevor die PdL-Delegierten Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi wieder die alleinige Verfügungsgewalt in der Partei gewähren sollten, zerbrach die Gruppierung endgültig: Berlusconis politischer Ziehsohn Angelino Alfano und die gesamte Ministerriege boykottierten die Konferenz in Rom und verkündeten die Gründung einer neuen Partei. Der Nuovo Centrodestra (Neue rechte Mitte) wird im Senat über 32 und in der Abgeordnetenkammer über 28 Parlamentarier verfügen.

"Wir sind die Partei der Zukunft" , erklärte Alfano. Schuld an der Spaltung seien die "Extremisten"  in Berlusconis PdL, so der Vizepremier. Anlass für den Bruch war Berlusconis Absicht, die Regierung bei seinem Senatsausschluss zu stürzen und sofortige Neuwahlen vom Zaun zu brechen – ein Anliegen, dem sich Alfano entschieden widersetzte.

Auf der PdL-Konferenz ließ sich Berlusconi derweil am Sonntag von 500 Delegierten bejubeln, während Alfanos Anhänger nicht erschienen. Berlusconis Fußvolk segnete einstimmig die Rückkehr zum alten Namen Forza Italia (1994–2009) ab. Nach seiner 100-minütigen Rede, in der er den Gang in die Opposition ankündigte und die "deutsche Vorherrschaft in der EU"  anprangerte, musste der 77-jährige Medienzar seinem Alter Tribut zollen: Seine Sätze wurden langsamer, blass klammerte er sich an das Rednerpult, sein besorgter Hausarzt eilte mit einem Glas Wasser herbei. Schließlich wurde der Ex-Premier unter Beifall seiner Zuhörer aus dem Saal geleitet.

Der Wechsel von 32 Senatoren zu Alfanos neuer Partei vereitelt nun Berlusconis Absicht, die Regierung zu stürzen. Doch zweifellos wird Forza Italia dem Kabinett von Enrico Letta das Leben auch so schwer machen. Unklar ist, ob es zu einer Regierungsumbildung kommt. Alle fünf Minister gehören Alfanos Partei an, mehrere Staatssekretäre hingegen Forza Italia. Der Fraktionssprecher im Senat, Renato Schinfani, trat zurück.

Am Abend der Spaltung des PdL zerbrach auch Mario Montis Partei Scelta Civica (Bürgerwahl). Die neue Gruppierung unter Führung von Verteidigungsminister Mario Mauro peilt mit Alfano und dem Christdemokraten Pier Ferdinando Casini eine Neugründung der Democrazia Cristiana an.  (Gerhard Mumelter aus Rom  /DER STANDARD, 18.11.2013)