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Foto: APA/Gustavo Amador

HI-Viren, die gegenüber HIV- und Aids-Medikamenten resistent sind, werden vor allem von Personen übertragen, die noch nicht in Behandlung sind. Um eine Ausbreitung der resistenten Viren zu verhindern, sind vermehrt Anstrengungen in Prävention und Früherkennung von Neuinfektionen nötig. Zu diesem Schluss gelangt eine vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Schweizer HIV-Kohortenstudie.

Etwa jede zehnte neu HIV-infizierte Person in der Schweiz trägt Viren, die gegenüber mindestens einer der drei Wirkstoffklassen der Aids-Therapie bereits resistent sind. Entgegen den bisherigen Annahmen werden diese resistenten Viren vor allem von noch nicht therapierten infizierten Personen weitergegeben, wie Forschende um Roger Kouyos und Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich in der Fachzeitschrift "Clinical Infectious Diseases" berichten.

Rekonstruktion von Übertragungsketten

In einer molekular-epidemiologischen Analyse von 1674 männlichen HIV-Infizierten, die Sexualkontakte mit anderen Männern hatten, weisen die Forschenden bei 140 Patienten resistente Viren nach. Aufgrund des geschätzten Zeitraums der Ansteckung einzelner Patienten sowie des genetischen Verwandtschaftsgrads der Viren in ihrem Blut rekonstruierte das Forschungsteam die Übertragungsketten dieser Viren. Die Mehrheit der Übertragungsketten beginnt bei HIV-Infizierten, die zum Zeitpunkt der Verbreitung der resistenten Viren noch nicht unter Behandlung standen.

"Dass die resistenten Viren vor allem durch unbehandelte Personen in Umlauf gebracht werden, hat uns erstaunt", sagt Günthard. "Bisher hatten wir angenommen, dass die resistenten Viren von Patienten stammten, bei denen die Therapie fehlgeschlagen ist, wenn sich unter laufender Behandlung Resistenzen gebildet haben."

Frühdiagnosen entscheidend

Bei der Bekämpfung dieser Resistenzen kommt es also nicht nur auf eine optimale Behandlung an, sondern auch darauf, dass die von unbehandelten Personen ausgehende Übertragung unterbunden wird. Hierbei sind insbesondere die Prävention und die frühe Erkennung von Neuinfektionen entscheidend. "Der HIV-Test bedarf im Gegensatz zu anderen Tests, wie etwa Hepatitis, der Einwilligung des Patienten", sagt Günthard. Doch weil sich viele Ärzte scheuten, mit ihren Patienten offen etwa über Sexualität zu sprechen, würden viele Infektionen erst viel später als möglich und nötig festgestellt. Der medizinische Fortschritt hat zwar die Aids-Erkrankung ihrer tödlichen Wirkung beraubt. Doch noch gebe es viel zu tun, sagt Günthard. (red, derStandard.at, 18.11.2013)