Queensland. Klingt für mich wie Florida und Kalifornien zusammen, nur eben an der der Ostküste Australiens. Wir wollen mit unserem Jucy Campervan vom tropischen Norden des Bundesstaats bis nach Brisbane fahren.
Unser neuer Camper ist ja bekanntlich motorisch etwas schwach auf der Brust, der Highway Number 1 im Landesinneren verläuft deswegen für uns etwas langwierig. Die zahlreichen Baustellen, deren zeitraubender Gegenverkehr aufwändig von hoch engagierten Vollzeit-Schilderträgern ("STOP" oder "SLOW") organisiert wird, tun noch das Ihre dazu.
Zuckerrohrfelder, soweit das Auge reicht, wechseln ab mit Mangoplantagen, Bananenbäumen, Macadamiabäumen und Mandarinenhainen sowie Feldern mit Ananas. An jeder Ecke werden kiloweise Mangos, Wassermelonen und Papayas (hier "Paw-Paw") verscherbelt. Ein Kübel voller reifer Mangos ist um 10 AUD (ca. 7 €) zu haben. Dazwischen hat der Highway nicht viel Abwechslung zu bieten. Wir machen Station in Townsville, einer schön gelegenen Stadt, mit all den typischen Queensland- Eigenheiten: eine Promenade mit zahlreichen Parks, Laufstrecken, abgesteckte Stinger-Netze zum Baden, Cafés, Fish&Chips-Buden und dem Rockpool – einem angelegten riesigen Schwimmbecken zwischen Promenade und Meer. Ähnlich wie in Cairns und später auch in Airlie Beach, geht hier am Wochenende die Post ab. Familien mit Kleinkindern, Jugendgruppen, Oldies, Touristen – alle bevölkern die Badeanlage – zum Sporteln, Grillen, Essen, Baden. Das alles gibt es gratis und in höchstem Maße gepflegt. Ob dies auch in Österreich möglich wäre? Wir bezweifeln es.
Bundy – The Rum Experience
Nachdem wir jetzt seit Tagen an Zuckerrohrfelder entlang tuckern, ist auch die australische Rum Destillerie Bundaberg, gerne "Bundy" abgekürzt, auf unserem Programm. In jedem Bottleshop Australiens nehmen die typischen australischen Mixgetränke wie "Bundaberg Rum & Coke" oder auch das "Bundaberg Ginger Beer", nebst vielen anderen kunterbunten Mix-Varianten, reichlich Platz in den Eiskästen ein und sind unglaublich beliebt. Die "Bundaberg Experience"-Tour mit anschließender Verkostung ist nicht gerade billig. Sie führt uns, nachdem wir aus angeblich hochexplosiven Gründen Uhren, Handys und Kameras abgeben mussten (naja, wer's glaubt) und die nervtötenden Sicherheitsvorträge über uns ergehen lassen haben, über das ganze Gelände – begleitet von einem typischen australischen Guide. Unglaublich witzig drauf, mit Funkgerät ausgestattet, redselig und auf Grund seines breiten Aussie-Slangs für uns mal wieder kaum verständlich. Wir kosten von der Melasse, werden an den heißen, brodelnden Melassebehältern vorbei geführt, werfen einen Blick in die Abfüllanlage und hören viele wunderbare Geschichten über die, 1888 gegründete und nach australischen Maßstäben also historische, Destillerie. Mittlerweilen gehört sie zum englischen Diageo Konzern (so wie etwa auch Smirnoff, Johnny Walker und Baileys).
Nach einem kleinen, belehrenden Vortrag des Barkeepers über die für Mann und Frau verträglichen Tagesrationen sowie die voraussichtlichen Wirkungen des geplanten Rumkonsums auf unsere Körper, dürfen wir auch pro Person – unter strenger Aufsicht – zwei Kostproben nehmen. Danach kann ich als Nichtexpertin eindeutig feststellen: Ja, es schmeckt nach Rum und die Mix-Getränke sind picksüß. Da aber 96 Prozent aller Bundy-Produkte ohnehin innerhalb Australiens verbleiben – nur ein Prozent geht nach Europa, der Rest nach Neuseeland und Kanada -, wenden wir uns wieder den Naturschönheiten Queenslands zu. Und das sind nun mal, neben weiterer Nationalparks im Landesinneren, die Whitsunday Islands sowie Fraser Island.
Sand – weißer als weiß
Die Whitsundays sind Teil der Great Barrier Reefs Heritage Area und hauptsächlich wegen ihrer blenden weißen perfekten Sandstrände und als Schnorchel- und Segelrevier bekannt. Der Sand, so genannter Silica–Sand, kirscht weiß und weich wie Mehl unter unseren Füßen. Wir machen eine Eintagestour zum Schnorcheln und Baden und tragen diesmal auch die formschönen und körpernahen Stingersuits – Wetsuits, die gegen die gefährlichen Stiche der Würfelqualle schützen sollen. Natürlich auch gegen die starke Sonneneinstrahlung, denn die UV-Belastung ist hier auch an wolkigen Tagen sehr hoch. Deswegen steht hier auch auf den Ausflugsschiffen und an nicht wenigen Tourist-Hotspots (auch bei Bundy) ganz selbstverständlich und gratis Sonnencreme zur Verfügung. Man kann sich an den großen Spendern mit 30+ oder 50+ Schutzfaktor bedienen, so oft man will. Auch Wasserspender sind hier wieder ein gewohntes Bild, permanent wird man auf Schildern oder Postern zum Wassertrinken und Wiederbefüllen der Trinkflaschen (kostenlos) aufgefordert.
Wir wollen aber den berühmten Hill Inlet auch von oben sehen. Zu wohlfeilen 89 Euro sind wir pro Person für eine halbe Stunde in einer kleinen Acht-Personen-Propellermaschine mit dabei. Wir überfliegen frühmorgens jene Stelle am Whitehaven Beach, wo Wasser, Strand und Sand mosaikartig ineinander übergehen und bei Ebbe ein traumhaft türkis-weißes Bild zeichnen. Definitiv eines meiner schönsten Reiseerlebnisse.
Den knirschend weißen Sand finden wir Tage später auch bei unserer 4WD-Gruppentour auf Fraser Island wieder. Die größte Sandinsel der Welt vor Hervey Bay, nördlich von Brisbane, wird von Offroad-Freaks, Abenteurern, Anglern, campenden Familien und natürlich Tagestouristen wie uns frequentiert. Erlaubt sind auf der Insel ausschließlich Vierrad-angetriebene Fahrzeuge, deswegen muss unser vornehm hoher Jucy an Land bleiben, als wir mit einem 16-Personen-Bus mit Spezialaufbau mit der Fähre nach Fraser Island übersetzen.
Das Verladen der Autos auf die Fähre geht im Schneckentempo und so umständlich vor sich, als wäre es ein internationales Hochsicherheitsrisiko, mehr als drei Autos und zwei Busse auf einer Fuhr nach Fraser Island zu bringen. Über Lautsprecher gibt der Kapitän von der Brücke her Anweisungen, draußen hetzt ein Security-Mitarbeiter mit Funkgerät und Clipboard fuchtelnd auf und ab und entscheidet nach Rücksprache mit dem Kapitän wer, wann, wie an Bord darf. Viele Autos müssen auf die nächste Fähre warten, während wir schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit halb leer ablegen.
Von da an geht's dann ausschließlich auf engen Sand-Buckelpisten durch den Regenwald, bis endlich: Am 75 Miles Beach rasen die Autos über den breiten Sandstrand (maximal 80 km/h sind erlaubt) und durchs flache Wasser als gäbe es kein Morgen. Dazwischen wird gecampt, gefischt oder in den nahen Süßwasserseen oder Creeks gebadet. Natürlich meist mit einem eiskalten Bier in der Hand und viel Sonnencreme mit Sonnenschutzfaktor 50+ auf der Haut: Queensland – The Sunshine State – eben. (Angelika Mandler-Saul, derStandard.at, 20.11.2013)