Persönlich wirkt er nicht zuletzt dank brummiger Stimme wie ein gutmütiger Teddybär. Doch in Gianmaria Testa verbirgt sich ein kritischer Poet, ein Liedermacher-Philosoph, dessen elementare Sprachbilder an existenziellen Befindlichkeiten rühren.

18 Jahre sind seit Testas spätem Debüt Mongolfières vergangen, seither ist der inzwischen 55-jährige Piemonter zum wahrscheinlich bekanntesten Cantautore Italiens aufgestiegen. 2006 erschien mit dem Konzeptalbum Da questa parte del mare sein bis dato reifstes Werk, das die Themen Migration und Heimat in einer globalisierten Welt beleuchtet: "Und doch kannten auch wir / den Geruch des Laderaums / den Schmerz des Abschieds (...) / dieses stumme Schauen", so singt er in Ritals, das wie ein Kommentar zur Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa anmutet und sich auch auf der aktuellen Live-Veröffentlichung Men At Work (Le chant du monde) findet.

"Es ist mir unerklärlich, wie wir Italiener innerhalb nur zweier Generationen so vergesslich werden konnten. Damals waren wir es, die auswanderten, auswandern mussten. Heute sind es die Afrikaner", sagte er im Interview mit dem Magazin Jazzthetik.

In Wien wurde Testa ab 2004 durch Auftritte in der Sargfabrik bekannt, um bald größere Säle zu füllen. Mit einem vier Abende umfassenden Gastspiel kehrt der grüblerisch veranlagte Sänger-Gitarrist, begleitet von Klarinettist Gabriele Mirabassi, nun wieder in diesen intimen Konzertraum zurück. (felb, DER STANDARD, 19.11.2013)