Der Versuch, komplexe Sachverhalte auf eine allgemein verständliche Sprache herunterzubrechen, ist immer ein Wagnis. Zwei Salzburger, der Volkswirtschafter Christian A. Belabed und der Politikwissenschafter Tobias Hinterseer, haben es sich zur Aufgabe gemacht, tausendfach wiedergekäute und scheinbar in Stein gemeißelte ökonomische "Wahrheiten" abzuklopfen. Und das so, dass man auch ohne mehrere Semester Wirtschafts-Uni mitkommt. Gleichzeitig soll aber die Balance zwischen unvermeidbarer Vereinfachung und notwendiger Seriosität gehalten werden. Ein klassisch volksbildnerischer Ansatz, eine Argumentationshilfe für jene, die ihr Unbehagen mit vielen Erscheinungen des aktuellen Wirtschaftslebens zwar "fühlen", aber nicht benennen können. Quasi ein Handbuch für engagierte Betriebsräte.

Die Übung ist gelungen. Die beiden Autoren formulieren die - aus ihrer Sicht - zehn gängigsten ökonomischen Thesen und arbeiten diese in dem kleinen Büchlein Stück für Stück ab. Die Palette reicht da vom Ende des Industriezeitalters über das Verschwinden der Normalarbeitsverhältnisse bis hin zum Ende des Pensionssystems und den Migranten, die uns Arbeitsplätze kosten.

Manchmal wird es sogar ein bisschen klassenkämpferisch. Etwa in jenem Kapitel, in dem das Verhältnis von Unternehmensgewinnen und Investitionen gegenübergestellt wird. Genauso wie die Schere zwischen Gewinnen und Löhnen immer weiter auseinanderklaffe, hätten sich Gewinne und Investitionen immer weiter entkoppelt. Unternehmensgewinne seien also kein "Jobmotor". Allzu wild und links wollen es Belabed und Hinterseer freilich nicht treiben, sie plädieren für "einen sozialpartnerschaftlichen Verteilungsmechanismus".  (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 19.11.2013)