Kairo - Bei Zusammenstößen zwischen Gegnern und Anhängern der ägyptischen Armee ist in Kairo mindestens ein Mensch getötet worden. 16 Demonstranten wurden am Dienstagabend verletzt, als sich die verfeindeten Gruppen auf dem zentralen Tahrir-Platz mit Steinen bewarfen, wie ein Vertreter des Gesundheitsministeriums sagte. Die Polizei löste die Proteste mit gepanzerten Wagen und Tränengas auf.

Ein Mann sei durch einen Schuss aus einer Schrotflinte am Auge getroffen und tödlich verletzt worden, sagte der Chef des Rettungsdienstes, Ahmed al-Ansari, der Nachrichtenagentur AFP. Es war zunächst nicht klar, ob es sich bei dem Opfer um einen Demonstranten handelte.

Hunderte Menschen waren am Dienstag auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos zusammengekommen, um an die vor zwei Jahren vom Militär blutig niedergeschlagenen Proteste zu erinnern. In der Nähe des Sitzes der Arabischen Liga kam es dann am Dienstagabend zu ersten Zusammenstößen. Das Innenministerium erklärte, es seien 14 "Krawallmacher" festgenommen worden. Im November 2011 waren mehr als 40 Menschen von den Sicherheitskräften getötet worden, die gegen die Machtübernahme durch das Militär nach dem Sturz des langjährigen Herrschers Hosni Mubarak protestiert hatten.

Umstrittenes Mahnmal

Am Montag hatte die derzeitige Regierung auf dem Tahrir-Platz ein Mahnmal für die Opfer der Revolution von 2011 eingeweiht. Die Demonstranten kritisierten jedoch, ein de facto vom Militär errichtetes Mahnmal sei eine "Beleidigung" der "Märtyrer". Das Denkmal wurde beschmiert und beschädigt.

Im Juni 2012 hatte die Armee die Macht an Mohammed Mursi übergeben, der die ersten freien Wahlen gewonnen hatte. Gut ein Jahr später nahm das Militär jedoch Mursi nach Massenprotesten gegen seine islamistische Führung fest. Anschließend setzte Armeechef Abdel Fattah al-Sisi eine Übergangsregierung ein und ließ nahezu die komplette Führungsriege der Muslimbruderschaft festnehmen.

Die Muslimbrüder forderten über Monate hinweg bei wöchentlichen Demonstrationen die Wiedereinsetzung Mursis. Regelmäßig lieferten sie sich regelmäßig Straßenkämpfe mit Sicherheitskräften, weil sie die Entmachtung der Islamisten durch das Militär nicht hinnehmen wollten. Seit Mitte August kamen dabei Medizinern zufolge fast tausend Menschen ums Leben. Erst am vergangenen Wochenende bot die Muslimbrüderschaft überraschend Verhandlungen über einen Ausweg aus der Krise an. (APA, 20.11.2013)