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Es ist nur ein kleiner Klick, aber einer mit Folgen. Eine Google-Suche produziert rund sieben Gramm CO2 – so viel, wie man für das Aufkochen einer Tasse Tee benötigt. Das klingt auf den ersten Blick nicht viel. Doch wenn man bedenkt, wie viele Menschen täglich Google-Anfragen starten, kann man sich das ökologische Ausmaß in etwa vorstellen. Die Analysten des IT-Unternehmens Gartner in den USA gehen davon aus, dass der High-Tech-Sektor für zwei Prozent der weltweit emittierten Treibhausgase verantwortlich ist – mehr als die Luftfahrtindustrie. Greenpeace bezeichnet die Tech-Giganten schon länger als „Klimakiller".

Abwasser aus Toiletten

Die Softwareunternehmen arbeiten unter Hochdruck an leistungsfähigeren und energieärmeren Datenservern – was wohl weniger dem Umweltbewusstsein als betriebswirtschaftlichem Kalkül geschuldet ist. Im Juli nahm Apple sein Datenzentrum in Maiden in North Carolina in Betrieb, das für die Speicher der iCloud zuständig ist. Sage und schreibe 167 Millionen Kilowatt Strom benötigt die Anlage – das entspricht dem Energieverbrauch von 17 600 Haushalten in einem Jahr. Der Strombedarf speist sich größtenteils aus einer 100 Hektar großen Solaranlage Auch Facebook setzt verstärkt auf erneuerbare Energien. Google nutzt inzwischen auch Abwasser aus Toiletten zur Kühlung seiner Server. Der Erfindungsreichtum der IT-Konzerne kennt offenbar keine Grenzen.

Der Softwareriese Microsoft wartet mit einer innovativen Lösung auf: Das neue Datenzentrum in Cheyenne in Wyoming wird mit einem stationären Brennstoffzellensystem aus Methangas betrieben. Das Gas wird aus einer Kläranlage gewonnen. Der Vorteil: Methan ist über Monate speicherbar. Und damit als Brennstoff verfügbar. Die Serverfarm läuft vollkommen autark. In einem kürzlich veröffentlichen Research Paper gehen die Ingenieure von Microsoft einen Schritt weiter: Sie wollen Brennstoffzellen direkt in die Serverschränke einbauen, die dort als eine Art Minikraftwerk fungieren sollen. Während das Datencenter in Cheyenne von einer 300-Kilowatt-Brennstoffzelle betrieben wird, rekurriert das Konzept auf Tausende kleinerer Brennstoffzellen mit 10 bis 20 Kilowatt Leistung. Indem die Energie dort verbraucht wird, wo sie auch erzeugt wird, ließe sich nach dem Kalkül von Microsoft die Energieeffizienz verdoppeln.

Methan oder Erdgas

Weiterer Vorteil: Die Abhängigkeit von lokaler Infrastruktur und Störanfälligkeit der Systeme würden verringert. Serverfarmen werden meist an strategisch günstigen Punkten gebaut, wo verlässlich Strom fließt und keine hohen Schwankungen zu erwarten sind. Fällt das örtliche Kraftwerk aus, muss die Serverfarm heruntergefahren werden, die Datenströme kommen zum Erliegen – was für die Tech-Unternehmen fatal ist. Der neue Ansatz erlaubt es Microsoft, an jedem beliebigen Ort, wo Methan oder Erdgas vorhanden sind, ein Datenzentrum zu errichten. Freilich ist man auch hier nicht vor Stromausfällen oder technischen Defekten gefeit. Doch der Ausfall einer Brennstoffzelle hätte in einer dezentralen Konfiguration weitaus geringere Folgen als bei einer vollständig ins Stromnetz integrierten Serverfarm. „Die höhere Verlässlichkeit der Gasleitungen (...), Versorgungskapazitäten in Regionen, wo das Stromnetz keine größeren Belastungen zulässt und die Möglichkeit, mit Biogas aus Recycling-Anlagen zu arbeiten, machen Brennstoffzellen zu einer vielversprechenden Option für die Architektur der Datenzentren", heißt es in dem Research Paper.

Microsoft ist nicht der einzige Konzern, der auf diese Technologie zurückgreift. Auch Ebay baut derzeit ein Brennstoffzellen-Datenzentrum in Utah. Methan hat gegenüber Kohle und Dieselkraftstoffen einige Vorteile: Es brennt „sauberer", das heißt, es emittiert weniger Kohlenstoff. Vor allem in Wyoming oder Utah, wo viel mit Kohlekraft geheizt wird, könnten Brennstoffzellen einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten. Doch selbst wenn die Tech-Giganten umweltfreundlicher wirtschaften – angesichts des stetig steigenden Datenvolumens wird sich die Klimabilanz in Zukunft wohl kaum verbessern. (Adrian Lobe, derStandard.at, 19.11.2013)