Wien - Armenien und Aserbaidschan wollen den Konflikt um die Region Berg-Karabach friedlich lösen. Das ist das Ergebnis eines Treffens der Präsidenten beider Länder im Rahmen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Dienstag in Wien.

Laut OSZE-Aussendung absolvierten Armeniens Präsident Sersch Sarksjan und sein aserbaidschanischer Amtskollege Ilham Aliyev ein Vier-Augen-Gespräch sowie Beratungen mit den Ko-Vorsitzenden der sogenannten Minsk-Gruppe, die im Karabach-Konflikt vermittelt. Dabei handelt es sich um Frankreich, Russland und die USA. Auch die Außenminister aus den beiden, verfeindeten Südkaukasus-Staaten, Edward Nalbandjan und Elmar Mammadyarov, waren demnach in Wien anwesend.

Ergebnis des Gipfels: Sarksjan und Aliyev waren sich einig, auf Verhandlungen für eine friedliche Beilegung des Konflikts hinzuarbeiten. In den nächsten Monaten soll ein weiteres Präsidententreffen stattfinden. In der Zwischenzeit sollen die Außenminister mit der Minsk-Gruppe der OSZE eine Intensivierung des Friedensprozesses herbeiführen. Bis Jahresende soll eine Mission der Gruppe in die Region starten. Ein armenisch-aserbaidschanisches Arbeitstreffen der Außenminister soll am Rande des OSZE-Außenministerrates am 5. und 6. Dezember in Kiew stattfinden.

Zuletzt hatten sich Sarksjan und Aliyev, die sich in Wien nicht der Presse stellten, im Jänner 2012 in Sotschi getroffen. Beide Staatsoberhäupter tauschten sich in Wien auch mit Bundespräsident Heinz Fischer aus. Aliyev traf ihn am Vormittag, am Nachmittag sollte Sarksjan folgen

Das mehrheitlich von (christlichen) Armeniern bewohnte Berg-Karabach (Nagorny-Karabach), das geografisch von Aserbaidschan eingeschlossen ist und völkerrechtlich auch zu Aserbaidschan gehört, sagte sich Anfang der 90er Jahre von Aserbaidschan los, nachdem es den Autonomiestatus, den es innerhalb der Aserbaidschanischen Sowjet-Republik noch innehatte, verloren hatte. Es wird seit dem darauffolgenden Krieg (1992-94) mit etwa 30.000 Toten von Armenien kontrolliert, das militärisch massiv von Moskau unterstützt wird.

Hunderttausende muslimische Aserbaidschaner wurden durch den Krieg zu Flüchtlingen. Trotz eines 1994 geschlossenen Waffenstillstands kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit Toten und Verletzten. Armenien kontrolliert auch einen Korridor zu Berg-Karabach und aserbaidschanisches Territorium um Berg-Karabach. Die Minsk-Gruppe hat bisher vergeblich versucht, den Konflikt zu lösen.

Das öl- und gasreiche Aserbaidschan hat in den letzten Jahren aufgerüstet und hatte damit gedroht, Berg-Karabach mit Gewalt zurückzuholen. Armenien hatte erklärt, dass man jegliche militärische Aktion des Nachbarn erwidern wolle.

Der Konfliktherd befindet sich im für die lokalen Großmächte Russland, Türkei und Iran strategisch wichtigen Südkaukasus. Die USA und die EU haben dort Energieinteressen. Aserbaidschan - die Aserbaidschaner sind ein muslimisches Turkvolk - ist eng mit der Türkei verbunden, Armenien mit Russland. Aserbaidschan und Armenien sind beide frühere Sowjet-Republiken. (APA, 19.11.2013)