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Die Brasilianerin Ana Paula ist die erste ausländische Aktivistin der Umweltorganisation Greenpeace, die gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wurde.

Foto: REUTERS/GREENPEACE

Moskau - "Hurra! Das Bezirksgericht Primorski von St. Petersburg hat entschieden, Ana Paula (Brasilien) auf Kaution zu entlassen", teilte Greenpeace Russia am Dienstag per Twitter mit. Genau zwei Monate hatte die 31-jährige Biologin Ana Paula Maciel aus Porto Alegre auf den Moment warten müssen. Seit das Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise am 19. September, einen Tag nach der Protestaktion gegen eine Gazprom-Bohrinsel in der Arktis, durch die russische Küstenwache aufgebracht wurde, ist die Crew in Gefangenschaft. Den größten Teil der Zeit verbrachten die 28 Umweltschützer und zwei Journalisten in verschiedenen Haftanstalten der nordrussischen Region Murmansk. In der vergangenen Woche wurden sie immerhin – wenn auch unter dubiosen Umständen – nach St. Petersburg überstellt.

Protest von staatlichen Medien

Seither scheint es voran zu gehen bei der Lösung des Falls. Maciel war die vierte Aktivistin, die auf Kaution freigelassen wurde – und die erste Ausländerin. Ein paar Stunden nach ihr durften dann acht weitere Ökologen ihre Zelle verlassen. Bereits am Montag waren drei Russen, der Fotograf Denis Sinjakow, die Schiffsärztin Jekaterina Saspa und der Sprecher von Greenpeace Russland Andrej Allachwerdow, auf freien Fuß gesetzt worden. Die Verhaftung von Sinjakow hatte im September in der russischen Presse für Wirbel gesorgt, galt sie doch als Einschränkung der Pressefreiheit. An dem Protest beteiligten sich sogar einige staatliche Medien.

Damals hatte der Protest nichts genützt, doch nun deutet sich ein Einlenken an. Zwar müssen alle Entlassenen Kaution stellen, doch die Summe von jeweils zwei Millionen Rubel (umgerechnet 45.500 Euro) hat Greenpeace International bereits aufgebracht. Auf dem Spendenkonto sei genug Geld eingegangen, um für alle 30 Aktivisten die Kaution zu zahlen, betonte die Umweltorganisation. Auch in Moskau selbst wurde gesammelt. Rund 40 Kollegen Sinjakows versteigerten ihre Fotos. Der Erlös, rund 9.000 Euro, ging ebenfalls in die Kautionskasse.

Lösung auf diplomatischer Ebene

Michail Fedotow, Leiter der Menschenrechtskommission beim russischen Präsidenten, glaubt an eine baldige Freilassung. Schon die Überführung nach St. Petersburg sei ein erster Schritt dazu gewesen, meinte er. "Das Problem muss auf diplomatischer Ebene gelöst werden, eine juristische Lösung gibt es nicht", sagte er. Die Ökologen hätten weder etwas angeeignet, noch handle es sich um Rowdytum, wie die Ermittlungsbehörde ihnen vorwirft. "Wir begrüßen die Urteile des Gerichts und hoffen, dass es die Linie beibehält", erklärte er.

Ganz so eindeutig ist diese allerdings nicht: Der Australier Colin Russell muss womöglich Weihnachten noch im russischen Gefängnis verbringen. Seine U-Haft wurde bis Ende Februar verlängert. "Wir haben keine Ahnung, wo der Unterschied zwischen Colin und den anderen besteht", sagte die Greenpeace-Sprecherin Polina Malyschewa. Auch die übrigen Aktivisten müssen bis zum Prozessbeginn in Petersburg bleiben, kommen dort aber im Hotel unter. (André Ballin, derStandard.at, 19.11.2013)