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Damals schien alles noch harmonisch: Liz (li.) und Mary Cheney während einer Wahlkampfveranstaltung ihres Vaters Dick Cheney im Jahr 2004.

Foto: AP/Neibergall

Die eine Tochter erzkonservativ, die andere lesbisch. Dick Cheney hatte immer versucht, das Thema von öffentlichen Debatten fernzuhalten. Nun musste der ehemalige US-Vizepräsident unter George W. Bush und langgediente Hardliner innerhalb der republikanischen Partei doch Stellung beziehen. Grund dafür: Seine Tochter Liz bewirbt sich im US-Bundesstaat Wyoming um einen der beiden Senatssitze und erklärte im August dieses Jahres bei einer Vorwahlkampfveranstaltung, dass sie die gleichgeschlechtliche Ehe ablehne.

Für eine republikanische Politikerin nicht weiter ungewöhnlich; jedoch lebt ihre jüngere Schwester Mary seit vielen Jahren offen in einer homosexuellen Beziehung, seit mehr als einem Jahr ist sie mit einer Frau verheiratet. Ihre beiden Kinder Samuel David und Sarah Lynne hat sie selbst ausgetragen. Mit ihren Äußerungen über die gleichgeschlechtliche Ehe liege ihre Schwester "völlig daneben".

Als Fähnchen im Wind gebrandmarkt

Am vergangenen Wochenende lief der Streit endgültig aus dem Ruder. Marys Ehefrau Heather Poe meldete sich auf Facebook zu Wort, nachdem sich Liz Cheney im Wahlkampf erneut abschätzig über die Homo-Ehe geäußert hatte. "Liz war bei uns zu Gast, hat Urlaub mit unseren Kindern verbracht, und als Mary und ich 2012 geheiratet haben, sagte sie, wie sehr sie sich für uns freue", erklärte Poe und fügte hinzu: "Ich frage mich, wie sie sich fühlen würde, wenn sie von einem Staat in den anderen ziehen und dabei feststellen würde, dass ihre Familie in einem geschützt ist und im nächsten nicht."

Noch vor vier Jahren hatte sich Liz Cheney in eine andere Richtung geäußert: "Die Haltung meiner Familie ist sehr klar. Freiheit bedeutet Freiheit für alle." Vonseiten ihres innerparteilichen Konkurrenten um den Sitz im Senat, Mike Enzi, wurde die Lebensweise ihrer Schwester Mary im Wahlkampf allerdings immer wieder aufgegriffen und kritisiert. Der Vorwurf, Liz hätte mit ihren Aussagen lediglich dem Druck im republikanischen Vorwahlkampf nachgegeben, wurde zunehmend lauter, Liz Cheney als Fähnchen im Wind denunziert. An diesem Punkt sah sich ihr Vater Dick, der Liz im Wahlkampf ohnehin kräftig unterstützt hatte, gezwungen, seiner Tochter zu Hilfe zu eilen. Liz sei schon immer gegen die gleichgeschlechtliche und für die traditionelle Ehe gewesen. Dick Cheney selbst tritt seit Jahren offen für die Homo-Ehe ein.

Homo-Ehe in 14 von 50 Bundesstaaten gleichgestellt

In lediglich 14 der 50 US-Bundesstaaten ist die gleichgeschlechtliche Ehe jener zwischen Mann und Frau rechtlich gleichgestellt. Im ultrakonservativen Wyoming - bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr entfielen mehr als zwei Drittel der Stimmen auf den republikanischen Kandidaten Mitt Romney - ist die Homo-Ehe verboten.

Mit knapp 600.000 Einwohnern (auf einer Fläche dreimal so groß wie Österreich) ist Wyoming der bevölkerungsärmste Bundesstaat der USA, die Bevölkerungsdichte ist nur in Alaska geringer. Jedoch entsendet auch der Staat im Westen der USA zwei Senatoren nach Washington. Zum Vergleich: Kaliforniens Einwohnerzahl übersteigt jene Wyomings um mehr als das Fünfzigfache. (Josef Saller, derStandard.at, 20.11.2013)