Eine Nutzerin der Plattform Youtube rebelliert mit einem Protestsong.

Foto: Youtube

Vor knapp zwei Wochen hat Google das Kommentarsystem der Videoplattform Youtube umgestellt. Seitdem kann nur noch via Google+, das soziale Netzwerk des Internetunternehmens, kommentiert werden. Eine Online-Petition, die gegen den Google-Zwang protestiert, hat innerhalb weniger Tage mehr als 190.000 Unterschriften gesammelt. Ab 200.000 Unterstützern soll sie an Youtube weitergeleitet werden.

Auch in sozialen Netzwerken machen Bilder die Runde, die auf die negativen Reaktionen von Youtube-Nutzern auf Google+ anspielen. Der Protestsong einer Youtube-Nutzerin wurde bereits von mehr als 1,3 Millionen Nutzern angesehen. Google reagierte nicht kurzfristig auf eine Bitte um Stellungnahme.


Video: My Thoughts on Google+

Das neue Kommentarsystem setzt eine Anmeldung bei Googles Facebook-Konkurrenz Google+ voraus. Das bringt zahlreiche Änderungen mit sich, darunter die Möglichkeit, nun auch privat zu kommunizieren. Zudem werden Kommentare nicht mehr nur nach der chronologischen Reihenfolge sortiert, sondern auch danach, ob der Nutzer bestimmte andere Nutzer in seine „Kreise" einsortiert hat - das Konzept, das Google+ statt Freundschaften verwendet.

Am meisten stört die protestierenden Nutzer allerdings die Klarnamenpflicht, die mit dem Zwang zum Google+-Account einhergeht. Nicht zuletzt deshalb dürfte sich Google auch zu dem Schritt entschieden haben - neben der Tatsache, dass der Webkonzern so wieder zur Verbreitung des eigenen sozialen Netzwerks beiträgt.

Klarnamenpflicht

Denn die durchschnittliche Qualität der Youtube-Kommentare ist berühmt-berüchtigt. Nicht selten kommt es unter Youtube-Videos zu beleidigenden Ausfällen, sogenannten "Flame-Wars". Zu persönlichen Beleidigungen gesellen sich dabei auch immer wieder Rassismus und Antisemitismus.

Nicht alle halten die Klarnamenpflicht daher für etwas Schlechtes. So schreibt der Google-Watchblog beispielsweise: "Die vor wenigen Tagen gestartete Petition wurde nun offensichtlich von einem Nutzer gestartet, der eher zu denen gehört, deren Kommentare das Niveau der Videoplattform nicht gerade in die Höhe getrieben haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass seine Forderung nicht über zehn Wörter hinauskommt und er praktisch keine Gründe oder Fakten für seinen Unmut liefert."

Randerscheinung

Der privat geführte Blog beschäftigt sich mit Themen rund um Google, ist aber nicht mit dem Konzern verbunden. Angesichts von einer Milliarde Youtube-Nutzern seien die Unterstützer der Petition auch eher als Randerscheinung zu sehen, schreibt der Watchblog.

Entsprechend der Forderung nach Anonymität nennt sich der Initiator der Petition folgerichtig "John Doe" - in etwa das amerikanische Pendant zum deutschen "Max Mustermann". Die Gegner der Google+-Pflicht haben allerdings schon prominente Unterstützung erhalten: Youtube-Mitbegründer Jawed Karim fragte in nicht jugendfreier Wortwahl kürzlich, warum er denn einen Google+-Account braucht, um ein Video zu kommentieren. Google hatte die Plattform 2006 für 1,65 Milliarden US-Dollar in Aktien gekauft. (Stephan Dörner, WSJ.de/derStandard.at, 20.11. 2013)