Wien - Wenn die Schule zu langweilig wird, gibt es verschiedenste Auswege. Für 239 Minderjährige führt dieser Weg nicht zum Sportplatz oder vor den Computer, sondern an die Uni - und das auch ganz ohne Matura.

Für die Hochschule entschied sich die 15-jährige Leonore Sophia Hager aus Bad Ischl. Seit einem Jahr studiert sie Wirtschaft an der Uni Salzburg und nimmt dafür nicht nur lange Busfahrten in Kauf. "Ich möchte bis zur Matura 45 ECTS-Punkte schaffen", sagt sie. "Teilweise arbeite ich bis zwei Uhr in der Früh." Die Belastung sei sehr hoch, "das zeitliche Problem ist immer da", gesteht Hager. Die wichtigste Erkenntnis für sie? "Das Lernen in der Schule ist ganz anders als das Lernen, das man sich im Selbststudium auf der Uni beibringt."

Schüler, die sich dafür interessieren, Hochschulluft zu schnuppern, können dies zum Beispiel durch das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung (ÖZBF).

Seit mehr als zehn Jahren können durch das Programm "Schüler/innen an die Hochschulen" Schüler bereits während der Schulzeit Lehrveranstaltungen an 15 Universitäten und zwei Fachhochschulen österreichweit besuchen. Die abgelegten Prüfungen bekommen sie nach abgeschlossener Matura dann voll angerechnet. "Überlaufene Studienrichtungen wie zum Beispiel Jus und Psychologie an der Uni Wien sind leider noch nicht zugelassen", sagt die Geschäftsführerin Claudia Resch.

Den Spagat zwischen Schule und Studium meistert auch Alina Kettenbach (17). Schon als Kind hat sie zu tanzen begonnen. Mit sechs Jahren war sie in der Staatsoper, mit 14 Jahren hat sie dann die Aufnahmeprüfung am Konservatorium Wien geschafft. Jetzt besucht sie am Vormittag das Training am Konservatorium, am Nachmittag drückt sie die Schulbank. "Es ist immer viel zu wenig Zeit. Oft komme ich später nach Hause als meine berufstätigen Eltern", sagt Kettenbach.

Den Stress nimmt sie aber gern auf sich: "Bei den Auditions suchen sie immer junge Leute. Da habe ich stets einen Vorteil", sagt Kettenbach.

Die 16-jährige Marie Kropfitsch hat die Schule sogar ganz abgebrochen, um an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Geige zu studieren. "Meine Mutter war zuerst gegen ein Studium, aber man muss sich sowieso irgendwann aus der Schule herausbewegen", sagt die Violinistin. Auch ihr bleibt wenig Freizeit, was sie nicht sonderlich stört: "Ich gehe nicht gern auf Partys, da ist mir die Musik zu laut." (Michael Fasching, DER STANDARD, 20.11.2013)