Die mit Spannung erwarteten neuen Iran-Atomgespräche gingen am Mittwoch in die dritte Runde. In Genf berieten zunächst hochrangige Diplomaten der fünf Vetomächte im UN-Sicherheitsrat sowie Deutschlands über ihre Strategie. Später trafen sich Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif und EU-Außenpolitikchefin Catherine Ashton. Die EU-Außenpolitikchefin repräsentiert die Sechsergruppe (USA, Frankreich, Großbritannien, China, Russland und Deutschland).

Präsident Hassan Rohanis Team zeigte, nach Einschätzung westlicher Diplomaten, in den vorangegangenen zwei Treffen eine "ernste Bereitschaft" den jahrelangen Streit über das mögliche Atomwaffenprogramm zu beenden. Der Westen bezichtigt den Iran, nach nuklearen Massenvernichtungswaffen zu streben. Teheran bestreitet das.

Vor Beginn der Verhandlungen jedoch zog Irans eigentlicher Machthaber, der oberste geistliche Führer Ali Khamenei, "rote Linien": Der Iran werde in keiner Weise nachgeben, wenn die Sechsergruppe sein Recht auf eine friedliche Nutzung der Nukleartechnologie infrage stelle. Dieses Recht beinhaltet laut den Iranern auch die Anreicherung von Uran.

US-Präsident Barack Obama gab sich vor den Genfer Gesprächen nur bedingt optimistisch: "Wir wissen nicht, ob wir es schaffen, mit dem Iran in dieser Woche oder nächste Woche einen Deal zu erzielen", sagte Obama.

Die Sechsergruppe strebt in Genf ein erstes Übereinkommen mit dem Iran an: Danach soll Teheran bestimmte atomwaffen-relevante Elemente seines Nuklearprogramms vorübergehend aussetzen, etwa die Urananreicherung auf 20 Prozent. Im Gegenzug würden einige der harten Wirtschaftssanktionen außer Kraft gesetzt. Später sollen sich die Parteien auf ein umfangreicheres Abkommen einigen, das eine nukleare Bewaffnung Teherans komplett verhindert. (Jan Dirk Herbermann aus Genf, DER STANDARD, 21.11.2013)