M. Christian Ortner, "Die k.u.k. Armee und ihr letzter Krieg", 248 Seiten, € 41, Carl Gerold's Sohn Verlagsbuchhandlung KG 2013.

Foto: Gerold's

Wien - Der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, Christian Ortner, hat seinen Beitrag zum Gedenkjahr 2014 präsentiert: Sein Buch "Die k.u.k. Armee und ihr letzter Krieg" setzt vor allem auf die Kraft der Bilder, um "einen authentischen Eindruck von den Ereignissen an Österreich-Ungarns Fronten zu verschaffen".

Attentat, Julikrise, Kriegspläne, Mobilisierung und Aufmarsch - Ortner liefert nur die wichtigsten Informationen zum chronologischen Rahmen. Einschübe wie "Versorgung", "Militärjustiz", "Frauen an der Front" oder "Gefangenschaft" sollen bis auf kurze Text-Erläuterungen ausschließlich durch die Macht der Bilder auf den Leser wirken. Obwohl sicher viele der Fotos gestellt wurden, erzählen die Gesichter der Soldaten vom Grauen und den Entbehrungen.

Ursachen der Niederlage

Die Ursache für die spätere Niederlage der Donaumonarchie sieht Ortner unter anderem in den Ereignissen vor Kriegsausbruch: Die Reformvorhaben des Militärs hätten erst 1917/18 abgeschlossen werden sollen, zudem fehlte es wie immer am Geld. So machten die Rüstungsausgaben nur 50 Prozent jener Russlands aus. Aber auch die Ausrüstung mit Artillerie war, wie sich später herausstellte, mehr als dürftig, ebenso die Munitionsvorräte und die Möglichkeiten der Industrie, den Bedarf an Kriegsmaterial zu decken. Nicht unbedingt hilfreich waren Unstimmigkeiten und Eifersüchteleien zwischen der ungarischen und österreichischen Reichshälfte.

Etwas mehr ins Detail geht Ortner bezüglich der Entwicklung der österreichisch-ungarischen Strategie. Mit ihrer Gewichtung auf der Infanterie und dem Grundsatz "Angriff um jeden Preis" hatte die k.u.k. Armee gegen Russland und Serbien, die bereits einen "modernen" Krieg fochten, einen hohen Blutzoll zu entrichten. 1915 erfolgte der Übergang zur "Lineartaktik", bei der drei (Linien)Stellungen ein Durchbrechen des Gegners verhindern sollten. Zwei Jahre später wurde der Übergang zur "Zonenverteidigung" vollzogen, bei der an die Stelle der Linien Zonen traten, denen verschiedene Aufgaben zukamen. Zudem wurde die Tiefe der Verteidigungsstellungen nach hinten verlängert, was einen Angriffserfolg noch unwahrscheinlicher machte.

Im Kapitel "Materialschlacht und Technisierung des Krieges" bringt es der Autor auf den Punkt: "Jahrhundertealte militärische Tugenden wie Mut, Tapferkeit, Führung, Durchhaltevermögen, Opfermut und Stärke galten zunächst immer noch als wichtigste Parameter für Sieg und Niederlage. Spätestens nachdem sie die ersten Artillerietrommelfeuer, die ersten Maschinengewehrgarben oder den Einsatz von Giftgas erlebt hatten, wurde Soldaten und Offizieren die zunehmende Bedeutung des 'Materials' gegenüber den einzelnen Kombattanten bewusst." (APA/red, derStandard.at, 23. 11. 2013)