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Nach dem Match gegen die USA wurde definitiv mehr gelacht als geweint. Die Koller-Bilanz 2013: fünf Siege, vier Niederlagen und ein Remis.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Teamchef Marcel Koller nahm sich am Tag nach dem 1:0-Sieg gegen die USA die Freiheit, Marko Arnautovic zu widersprechen. Hierarchisch betrachtet ist das überhaupt nicht schlimm, umgekehrt würde es zu Diskussionen führen. "Wir haben viel gejubelt und viel geweint", hatte Arnautovic gesagt, der zum abgelaufenen Fußballjahr in zehn Länderspielen null Treffer beigetragen hat, aber durchaus bemüht war. "Wir haben viel gelacht und einmal richtig fest geweint", korrigierte Koller. Der Schweizer bezog sich, no na, auf das 1:2 in Stockholm gegen Schweden, auf das Scheitern in der WM-Quali. "45 Minuten lang waren wir hervorragend, schlussendlich fehlten aber Ruhe und Erfahrung."

Koller hielt eine vorgezogene Weihnachtspredigt, sie fiel besinnlich aus. "Mit einem Sieg das Fest zu feiern, ist für alle Beteiligte weit angenehmer. Das ist gut fürs Selbstvertrauen und die Weiterentwicklung." Man sieht einander erst wieder im März 2014, am 5. wird in Klagenfurt gegen eine südamerikanische Mannschaft geprobt, sicher nicht gegen Brasilien oder Argentinen.

US-Teamchef Jürgen Klinsmann lobte die Österreicher, sagte, es mache Spaß, "eine hungrige Elf bei der Entwicklung zu beobachten". Die Niederlage nahm er nicht persönlich, erstens sei diese eher unverdient gewesen und zweitens "sind Freundschaftsspiele keine große Sache". Koller stimmte dem prinzipiell zu. Er wollte die Serie der freundschaftlichen Niederlagen trotzdem beenden, die Spieler erfüllten ihm den Wunsch. Im österreichischen Fußball geht es nicht um die globale Großartigkeit, kleine Fortschritte sind gefragt, so steht es in den Schulbüchern geschrieben. Die Entdeckung der Schnelligkeit ist kein Kapitel.

Lehrer Koller spürt den Willen der Klassengemeinschaft. Gegen die USA wurden Martin Hinteregger und Lukas Hinterseer eingeschult. "Erfreulich, wie unaufgeregt sie debütiert haben." Koller ist seit zwei Jahren im Amt, wird zwei weitere bleiben. Verbandspräsident Leo Windtner stuft die Vertragsverlängerung "als den größten Erfolg des Jahres ein". Ob die WM in Brasilien knapp oder deutlich verpasst wurde, ist Geschmackssache und im Nachhinein völlig wurscht. Koller: "Wir haben uns 2013 weiterentwickelt. Die Spieler sind zur Überzeugung gelangt, dass sie Fußball spielen können. Und immer öfter zeigen sie das auf dem Platz. Sie sind sogar in der Lage, Partien zu drehen." Die Fortschritte zu beziffern sei aber unseriös. "Ob es zwei Schritte zu langsam oder einen Schritt zu schnell geht, kann ich nicht beurteilen. Es ist ersichtlich, dass der Weg passt."

Koller ist kein Fan der Einzelkritik. Marc Janko, der gegen die USA sein 16. Länderspieltor erzielt hat, nannte er trotzdem "Phänomen". Bei Trabzonspor kommt Janko praktisch nie zum Zug, im Team ist er als Mittelstürmer alternativlos. Dem 30-Jährigen ist sein Doppelleben selbst ein Rätsel. "Irgendwas muss sich ändern", sagt er. Vielleicht legt das Christkind einen Transfer unter den Baum.

Die EM-Qualifikation wird am 23. Februar in Nizza gelost. Österreich wird wohl im dritten Topf stecken. Die Ersten und die Zweiten der Gruppen sind 2016 fix in Frankreich, die Dritten kommen ins Playoff. Kapitän Christian Fuchs sagt: "Die Entwicklung muss uns nach Frankreich führen." Koller sagt: "Wir wollen es, wir werden sehen." (Christian Hackl - DER STANDARD, 21.11 2013)