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Der Pro-Kopf-Verbrauch von Antidepressiva ist in den meisten Ländern deutlich gestiegen.

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Durchschnittlicher Verbrauch zwischen 2001 und 2011

Foto: oecd health statistics 2013

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Österreichs Gesundheitssystem im OECD-Vergleich

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In den vergangenen 13 Jahren ist die Einnahme von Antidepressiva in den meisten Ländern deutlich gestiegen - dies besagt der heute in London präsentierte OECD-Gesundheitsbericht "Health at a Glance 2013". Einer der Gründe dafür könnte ein zu leichtfertiger Umgang der Ärzte damit sein, denn wann, wem und bei welchen Indikationen Antidepressiva verschrieben werden, variiert dem Bericht zufolge stark.

Im Jahr 2011 war der Pro-Kopf-Verbrauch in Island am höchsten, gefolgt von Australien, Kanada, Dänemark und Schweden. Während 2008 fast jede dritte Frau über 65 Jahre in Island Antidepressiva einnahm, war es lediglich jede siebte in Norwegen.

Zusammenhang mit Wirtschaftskrise

Gründe für das Ansteigen sind dem Bericht zufolge eine höhere Therapiedauer und erweitere medizinische Indikationen für die Verschreibung einiger Arzneimittel. So kommen in vielen Ländern Antidepressiva bereits bei leichten Depressionen, Angststörungen oder Sozialphobie zum Einsatz, was unter Medizinern durchaus umstritten ist. Auch das gestiegene Bewusstsein für psychische Erkrankungen, höhere gesellschaftliche Akzeptanz und eine größere Bereitschaft der Patienten, Hilfe zu suchen, hätten zum Anstieg beigetragen.

Ein weiterer Grund könnte die unsichere Situation in Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt sein, so der Bericht weiter. In Spanien etwa ist der Pro-Kopf-Verbrauch zwischen 2007 und 2011 um 23 Prozent gestiegen, wenngleich diese Steigerung auch etwas niedriger als in der Phase zwischen 2003 und 2007 (plus 28 Prozent) ausgefallen ist.

Wie chinesische Forscher in einer aktuellen Studie mit den Daten von 54 westlichen Staaten belegen konnten, gibt es auch einen direkten Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeits- und Suizidraten - dies deckt sich mit den Daten des OECD-Berichts. Allerdings ist die Zahl der verschriebenen Antidepressiva auch in Deutschland, das vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen ist, zwischen 2007 und 2011 deutlich um 46 Prozent gestiegen.

Österreich: Rauchen und Alkohol problematisch

Für den Antidepressiva-Verbrauch in Österreich weist der Bericht zwar keine Daten aus, stellt der Gesundheitsvorsorge hierzulande aber kein besonders gutes Zeugnis aus. Sowohl beim Rauchen als auch beim Alkoholkonsum liegen Österreichs Jugendliche im OECD-Spitzenfeld. Jeder vierte 15-jährige raucht zumindest einmal pro Woche (Platz eins in der OECD), etwa jeder dritte war schon mindestens zweimal betrunken (Platz zehn). Aber auch die Erwachsenen sind beim Trinken vorn dabei und konsumieren durschnittlich reinen 12,2 Liter Alkohol pro Kopf und Jahr.

Obwohl auch die Problematik von Übergewicht immer größer wird, kommen Österreichs Kinder zumindest im OECD-Länderranking noch vergleichsweise glimpflich davon. Durchschnittlich sind 23 Prozent der Buben und 21 Prozent der Mädchen in OECD-Ländern von Gewichtsproblemen beziehungsweise Fettleibigkeit betroffen, wobei Buben eher zu extremem Übergewicht tendieren als Mädchen.

Spitzenreiter bei Spitalsaufenthalen

Absoluter Spitzenreiter ist Österreich bei den Spitalsaufenthalten (erfasst als "Spitalsentlassungen"): Mit 273 pro 1.000 Einwohner liegt Österreich hier mit großen Abstand vor dem zweitplatzierten Deutschland. Auch bei den "vermeidbaren" Aufenthalten, meist wegen der Behandlung chronischer Krankheiten, die auch im niedergelassenen Bereich behandelt werden könnten, liegt Österreich ganz vorne. Mit einem im Schnitt 6,5 Tage dauernden Spitalsaufenthalt bewegen wir uns indes wieder im statistischen Mittel.

69,4 Prozent der volljährigen Österreicher geben an, sich guter Gesundheit zu erfreuen (OECD-Schnitt: 69,0). Die durchschnittliche Lebenserwartung in den OECD-Ländern lag 2011 bei 80,1 Jahren, in Österreich bei 81,1 Jahren. (APA/red, derStandard.at, 21.11.2013)