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Laut Cerf muss man nun durch eine Phase, in der Privatsphäre und Technologie noch nicht so recht zusammenspielen wollen.

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Vinton Cerf, Googles Chief Evangelist, hat sich im Rahmen einer Veranstaltung der Federal Trade Comission zum "Internet der Dinge" einer Fragerunde gestellt. Auch Privatsphäre wurde dabei thematisiert. Diese könnte laut Cerf eigentlich eine "Anomalie" sein.

Gemeint ist die Aussage freilich nicht in dem Kontext, dass Privatsphäre unwichtig oder unnötig sei. Cerf erklärt, dass sie seiner Ansicht nach allerdings eine noch recht junge Erfindung ist. Dabei verweist er auf seine eigene Vergangenheit, als er in einem kleinen Ort lebte, in dem dazumal noch keine Telefone in den Haushalten gab. Der örtliche Postchef wusste stets, wer wem Briefe schrieb. "In einem Dorf mit 3.000 Leuten gibt es keine Privatsphäre. Jeder weiß, was jeder andere macht", zitiert ihn The Verge.

Privatsphäre als Folge der Urbanisierung

Ein Gefühl für Anonymität entwickelte sich erst mit der zunehmenden Urbanisierung im Rahmen der industriellen Revolution, attestiert der Google-Vordenker. In Zukunft würde es immer schwerer werden, Privatsphäre zu wahren. Dabei will er sich nicht vordergründig auf das Thema Überwachung bezogen wissen, sondern nimmt die Internetnutzer in die Pflicht. "Unser soziales Verhalten ist ebenfalls recht schädigend, was Privatsphäre angeht", so Cerf im Bezug auf Facebook.

Technologie vs. Intuition

Hier spielt die Technologie natürlich auch eine Rolle. Cerf nennt das Beispiel einer Person, die auf der Aufnahme eines Unbekannten im Hintergrund steht, aber automatisch markiert wird und somit möglicherweise Teil einer belastenden Situation wird, mit deren Öffentlichwerdung sie nicht gerechnet hatte.

"Die Technologie, die wir heute nutzen ist unserer sozialen Intuition weit voraus", meint Cerf. "Wir müssen soziale Konventionen entwickeln, die die Privatsphäre der Menschen mehr respektieren." Diktieren ließe sich das wahrscheinlich nicht. Man müsse nun eine Phase durchleben, in der mit Problemen zu rechnen ist. (red, derStandard.at, 21.11.2013)