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Netzhautablösungen im peripheren Bereich, also außerhalb der Makula, werden vom Patienten oft nicht wahrgenommen.
Stress kann krank machen, das ist längst kein Geheimnis mehr. Burnout, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfälle sind Folgen, die aus einer permanenten Überforderung von Körper und Geist resultieren. In der Augenheilkunde hat das Thema Stress ebenfalls Relevanz. Eine Erkrankung der Aderhaut, die sogenannte Chorioretinopathia centralis serosa, wird mit Dystress in unmittelbaren Zusammenhang gebracht.
Cortisol ist der Übeltäter, der dem menschlichen Auge zu schaffen machen könne. Der Pathomechanismus, der im Detail dahinter teckt, ist dabei noch unklar. Es wird vermutet, dass es durch den erhöhten Cortisolspiegel zu einer Zunahme der Blutmenge und Durchlässigkeit der Aderhautgefäße kommt. "Diese Veränderungen führen dann zu einem erhöhten Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen in die Aderhaut, sagt Siamak Ansari Shahrezaei, Leiter der Augentagesklinik und Makulaambulanz der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien.
Abhebung der Netzhaut
Die Aderhaut verdickt sich, bis die Blut-Retina-Schranke (einzellige Schicht zwischen Netzhaut und Aderhaut, Anm. Red.) der vermehrten Flüssigkeit nicht mehr gewachsen ist. Es kommt zu einem Riss, Flüssigkeit fließt unter die Netzhaut und hebt diese von der Aderhaut ab.
Sind diese Veränderungen nicht zentral im Bereich der Makula (Gelber Fleck, Anm. d. Red.), also der Region der Netzhaut lokalisiert, wo sich die meisten Zapfenzellen befinden, dann bemerkt der Patient davon nichts. Ist aber der gelbe Fleck betroffen, dann bemerken die Betroffenen eine deutliche Sehverschlechterung. "Die Patient sehen Wellen, nehmen Farben und Kontraste verändert wahr und leiden eventuell auch unter einer Mikropsie, sprich: die Umgebung erscheint kleiner, als sie tatsächlich ist", beschreibt Ansari Shahrezaei die möglichen Symptome.
Mit Netzhautablösung assoziiert der Laie primär einen endgültigen Sehverlust. Diese Angst ist jedoch weitgehend unbegründet. "Bei einer akuten Attacke ist ein Verlust des Augenlichts nicht möglich", sagt Ansari Shahrezaei und mahnt gleichzeitig dazu die Erkrankung trotzdem ernst zu nehmen: "In 20 Prozent der Fälle gibt es einen chronischen Verlauf, und dann kann die Sehleistung zumindest massiv herabgesetzt werden". Konkret bedeutet das: Wird die Flüssigkeit in der betroffenen Makula nicht binnen zwölf Wochen resorbiert, dann gehen die Zapfenzellen irreversibel zugrunde. "Dann heißt es dringend therapieren, denn sonst verliert der Patient auf Dauer Sehleistung", sagt Ansari Shahrezaei.
Lebenslange Erkrankung
Beim den restlichen 80 Prozent kommt es - bemerkt oder unbemerkt - zur Spontanheilung, die ausgetretene Flüssigkeit wird resorbiert, und zurück bleibt eine Narbe auf der Netzhaut. Heilung ist im Fall der Chorioretinopathia centralis serosa allerdings ein relativer Begriff, denn eine Heilung der Erkrankung im Bereich der Aderhaut selbst gibt es nicht.
"Die Patienten müssen darüber informiert sein, dass es sich um eine lebenslange Erkrankung handelt und dass negativer Stress und Cortisonmedikation in jeglicher Verabreichungsform Auslöser für Rezidive sein kann", sagt Ansari Shahrezaei und betont dass ein exakte Anamnese und Diagnose deshalb maßgeblich für die optimale Betreuung der Erkrankten ist.
Für den Verlauf ist auch eine adäquate Therapie entscheidend. Erste Wahl ist derzeit die photodynamische Therapie mit reduzierter Lichtdosis. Mit einem Laser wird dabei nach intravenöser Gabe des photosensiblen Medikaments Verteporfin die Hyperpermeabilität in der betroffenen Region reduziert. Die Forschungsgruppe um Ansari Shahrezaei konnte einen Behandlungserfolg von 100 Prozent der Erkrankten bei akuten und 90 Prozent bei chronischen Fällen zeigen. (Regina Walter, derStandard.at, 11.12.2013)