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Auch vor dieser Statue in Bamako macht die Parteienwerbung im Wahlkampf in Mali keinen Halt. Dennoch wird mit einem Einbruch der Wahlbeteiligung gerechnet.

Foto: Reuters/Penney

Um die 147 Sitze, die bei den malischen Parlamentswahlen am heutigen Sonntag zu besetzen sind, ringen mehr als 1000 Anwärter. Viele davon gehören unterschiedlichen Ethnien und Religionen an und sprechen verschiedene Sprachen. Aus dieser ohnehin heterogenen Masse sticht eine Kandidatin aber nochmals deutlich hervor. Astan Coulibaly lebt zwar bereits seit 1982 in Ségou, mit rund 140.000 Einwohnern der fünftgrößten Stadt Malis, und auch ihr Name klingt - für malische Verhältnisse - weder exotisch noch ungewöhnlich. Bevor sie allerdings ihren malischen Mann Amadou heiratet und mit ihm nach Mali zog, hieß sie Yu Hong Wei, war chinesische Staatsbürgerin und in Shanghai geboren und aufgewachsen.

In den mehr als drei Jahrzehnten, die Coulibaly mittlerweile in Mali lebt, hat sie es zu einer Art Prominentenstatus gebracht. Nicht selten wird sie von Einheimischen auf der Straße angehalten. "Ganz Ségou kennt diese Frau. Sie war schon lange hier, bevor ich geboren wurde", scherzte etwa der 23-jährige Mamadou Diarra gegenüber der "South China Morning Post". Auf ihrer Wahlkampftour wird Coulibaly oftmals enthusiatisch empfangen. Viele Malier sehen in ihr ein Bindeglied zu China, das sich bereits in vielen afrikanischen Ländern finanziell engagiert. Dieses Engagement ist jedoch weniger altruistischen Motiven als der Versorgung der eigenen Bevölkerung geschuldet. Die häufig bitterarmen afrikanischen Ländern profitieren nur sehr selten davon.

"Muster erfolgreicher Integration"

Sie wolle die Armut in Ségou bekämpfen und die Harmonie zwischen den Ethnien stärken. "Ich habe in Mali schon immer hier (Ségou) gelebt. Das ist der Grund, weshalb ich unserer Stadt und unseren Kindern helfen möchte, der Armut zu entkommen", sagte Coulibaly, die für die gerade gegründete Partei Mouvement pour un destin commun antritt, der Nachrichtenagentur AFP. Auch wenn es in einem Staat wie Mali, dessen Grenzen und politische Richtung sich in der Vergangenheit unzählige Male verschoben haben, schwer nachzuweisen ist, so dürfte Coulibaly doch eine der ersten Asiaten in einem politischen Amt in Mali sein.

Sie sei "ein Muster erfolgreicher Integration", sagte Nouhoum Keita, Politiker der linken malischen Partei Solidarité Africaine pour la Démocratie et l'Indépendance, über Coulibalys politischen Ambitionen. Seit vielen Jahren führt die 54-Jährige zudem eine Praxis für moderne und chinesische Medizin in ihrer Wahlheimat und lebt mit ihrem Mann und mittlerweile vier Kindern zusammen. Coulibaly ist eine von lediglich 135 Frauen auf den Kandidatenlisten, jeder achte Kandidat ist somit weiblichen Geschlechts.

Ein Land am Abgrund

Die Bevölkerung im westafrikanischen Land leidet schon lange unter der prekären Sicherheitslage. Radikale Islamisten hatten im vergangenen Jahr im Zuge eines Militärputsches den Norden erobert und dort eine brutale Auslegung der Scharia eingeführt. Im Jänner konnten französische und afrikanische Truppen die Extremisten zwar aus der Region vertreiben - Anschläge verüben sie aber noch immer. Die Wunden der monatelangen Schreckensherrschaft sind noch nicht verheilt. Bei den anstehenden Wahlen wird mit einem dramatischen Einbruch der Wahlbeteiligung gerechnet. (Josef Saller, derStandard.at, 23.11.2013)