Spielen Sie eines der großen MOBAs wie "DotA 2" oder "League of Legends"?

Foto: Valve

Die Schlachten erfordern viel Überblick und taktisches Geschick.

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Alle Helden in "DotA2"

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Geben wir es zu: Wer spielen will, muss willig sein, einige Hürden zu meistern. Spieler müssen komplexe Mechanismen verstehen, die Bedienung erlernen und den einen oder anderen Fachausdruck nachschlagen. Für Multiplayer-Onlinespiele gilt das in verschärfter Form, und für das wild wuchernde und unverschämt erfolgreiche Genre der "MOBAs" (oder auch "Action Real-Time Strategy" genannt) ganz besonders. Wer schon bei diesem Akronym aussteigt, hat einen der ganz, ganz großen globalen Gamingtrends der letzten Jahre verpasst, denn Multiplayer Online Battle Arenas, kurz MOBAs, ziehen unbarmherzig weltweit Millionen Spieler in ihren Bann. Mit "Defense of the Ancients 2" (DotA2), ist im Juli nach ausführlicher Betaphase ein legitimer Nachfolger jenes Spiels erschienen, mit dem alles begann.

Lange ist es her

Vor genau zehn Jahren schuf die Modding-Community des Blizzard-Strategiespiels "Warcraft III" mit "Defense of the Ancients" ein Multiplayerphänomen. Die Gratismodifikation für das Basisspiel und dessen Erweiterung "The Frozen Throne" schuf dank Editortools und basierend auf der Map "Aeon of Strife" von "StarCraft" ein komplett neues Multiplayererlebnis.

Die Basics - "DotA"-Fans mögen Ungenauigkeiten verzeihen: Zehn Spieler treten in zwei Teams gegeneinander an, jeder steuert in isometrischer Ansicht einen einzelnen aus einer großen Auswahl an Helden mit stark unterschiedlichen Fähigkeiten (bei DotA2 stehen über 100 Helden zur Auswahl). Ziel des Spiels ist die Zerstörung der feindlichen Basis und ihrer "Ancients". Die symmetrische Karte bietet drei "Lanes", Schneisen durch auch von neutralen Gegnern bevölkertes Gebiet. Unterstützt von computergesteuerten schwächeren Truppen ("Creeps") versuchen die Teams, durch strategisches Aufleveln und Zusammenspiel den Gegner zu zermürben oder zu überrennen. Eine Partie dauert durchschnittlich eine Stunde.

Underground-Revolution

Es ist die originelle Mischung aus klassischer Echtzeitstrategie, dem ebenfalls aus "Warcraft III" geborenen "Tower Defense"-Subgenre und großer strategischer Spieltiefe, die das Original-DotA zum Klassiker macht. Bereits 2005 adelte Blizzard das "kleine" Community-Spiel durch Präsenz auf der allerersten BlizzCon zum eSport-Phänomen. 2008 hatte die nur von der Community betreute Mod, die gratis für "WarCraft III" bezogen werden kann, das Basisspiel längst an Popularität überrundet - es ist eine kleine Underground-Revolution, wie das Branchenblog Gamasutra anerkennend feststellt.

Bei so viel Erfolg sind Nachahmer nicht weit: Das 2009 als Free2Play-Titel veröffentlichte "League of Legends" bricht mit dem aus DOTA bekannten MOBA-Spielprinzip gar alle Rekorde. 2012 ist das Multiplayerspiel das "nach Stunden meistgespielte PC-Spiel der Welt" - 1,3 Milliarden Stunden wurden 2012 allein in den USA und der EU in dem kompetitiven eSport-Titel verbracht. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum brachte es der Dauerbrenner "World of Warcraft" gerade einmal auf die Hälfte dieser Stunden. Die live übertragene League of Legends Championship-Series (kurz LCS) wird inzwischen regelmäßig jede Woche von über 100.000 Zuschauern allein im europäischen Raum verfolgt - ein Massenphänomen.

Rückkehr des Originals

Schon 2009 gelang hingegen Steam-Betreiber Valve ein kleiner Coup: Schon mit der Rekrutierung der Köpfe hinter "Counter-Strike", "Team Fortress" und "Portal", die ebenfalls als Community-Projekte oder "Amateur"-Projekte ihr Leben begonnen hatten, erwies sich der "Half-Life"-Entwickler als aufmerksamer Beobachter und cleverer Förderer der Mod-Szene. Mit der Anwerbung des "DOTA"-Masterminds "Icefrog" - der auf seine Anonymität bedachte Gamedesigner betreute seit 2005 die Entwicklung der Orginal-"DotA"-Mod - schuf Valve eine neue Heimat für die offizielle Fortsetzung jenes Spiels, mit dem der MOBA-Hype vor einem Jahrzehnt so richtig begonnen hatte. Bitter für Blizzard, das seit Jahren am Launch eines eigenen Anwärters auf den eSports-Thron bastelt und sich mit Valve deshalb sogar einen Gerichtsstreit um die Rechte lieferte. "Heroes of the Storm" wird das MOBA des "Warcraft"-Machers heißen, doch neben dem seit Juli endlich final releasten "DotA 2" und Genre-König "League of Legends" buhlen auch noch "Heroes of Newerth", "Guardians of Middle-Earth", "Realm of the Titans", "Bloodline Champions" und "Sins of a Dark Age" (um willkürlich nur einige bereits releaste oder angekündigte Titel herauszugreifen) um die Spielergunst.

Free2Play-Skeptiker, die anlässlich des immer populärer werdenden Spielprinzips nicht ganz zu Unrecht Spielerabzocke und "Pay2Win" wittern, können zumindest in Hinblick auf die großen MOBAs wie "LoL" oder "DotA2" beruhigt werden: Trotz des Geschäftsmodells, mit Mikrotransaktionen Geld zu verdienen, können sich eSports-Titel den schnöden Kauf spielentscheidender Vorteile schlicht nicht erlauben. Zu kaufen gibt es deshalb in den Stores von "DotA2" nur kosmetische Verhübschungen, Individualisierungen und grafischen Schnickschnack. Nicht, dass damit kein schwungvoller offizieller wie inoffizieller Handel betrieben würde: Bis zu 40.000 Dollar legen manche betuchte Fanatiker angeblich für besonders rare Behübschungen hin.

Gratis, aber Hardcore

Das vor wenigen Monaten endlich veröffentlichte "DotA2" ist also tatsächlich gratis und hat sich bereits zum meistgespielten Spiel auf Valves Distributionsplattform Steam entwickelt - einem Ausprobieren des für Millionen Spieler faszinierenden Titels steht also nichts im Wege. Außer vielleicht das: "DotA2" ist wie seine Genrekollegen eine eigene Welt mit eigenen Regeln, eigener Sprache und recht beängstigender Einstiegslernkurve - als ausgewiesenes Teamspiel sind außerdem ahnungslose "Newbs" als Spielpartner noch unerwünschter als sonst sowieso auch.

Einsteigern sei deshalb ein ausführliches Studium der überall online verfügbaren Tutorials und das aufmerksame Lernen von YouTube oder Twitch strengstens geboten - die Rekrutierung lernwilliger Mitspieler aus dem Freundeskreis sowie das Sparring gegen Bots sind auch anzuraten. Wer aber die Geduld und Energie dafür aufbringt, sich ins Herz des globalen MOBA-Hypes durchzubeißen, wird letztlich reich belohnt - mit einer Spielerfahrung, die auch heuer wieder Millionen Spieler tage- und wochenlang an ihre Monitore fesseln wird. Und das gratis - aber Hardcore. (Rainer Sigl, derStandard.at, 24.11.2013)

Video: "DotA 2"