Das IceCube-Laboratorium neben der Amundsen-Scott-Südpolstation ist der größte Neutrinodetektor der Welt. Aufgespürt werden die Teilchen in rund 2000 Meter Tiefe im Eis.

Foto: Sven Lidstrom, IceCube/NSF
Foto: Felipe Pedreros, IceCube/NSF

München/Wien - Sieben Jahre lang wurde daran gebaut, 2010 war IceCube fertig, das größte Neutrino-Observatorium der Welt: In einer Tiefe von 1450 bis 2450 Metern versenkten Forscher am Südpol 86 vertikale Drahtseile mit insgesamt 5160 optischen Sensoren, darüber bauten sie eine Auswertungszentrale. Ihr Ziel: Neutrinos aus dem All aufzuspüren, da die mit dem Eis interagieren.

Aus dem All rasen ständig unterschiedlichste Arten von Teilchen auf die Erdatmosphäre. Die meisten davon haben eine gewisse Masse und sind elektrisch geladen. Wenn sie mit anderen Teilchen zusammenstoßen oder in Magnetfeldern des Kosmos, der Sonne oder der Erde abgelenkt werden, ändern sie ihre Richtung und Energie.

Anders dagegen verhalten sich die ladungslosen Neutrinos: Sie rauschen beinahe ungestört durch alle Materie hindurch, natürlich auch durch den Erdball. Die überwiegende Mehrheit dieser Elementarteilchen entstand in Zerfalls- oder Umwandlungsprozessen in der Sonne oder der Erdatmosphäre. Weit seltener sind hochenergetische Neutrinos, die aus Quellen außerhalb unseres Sonnensystems stammen, vom äußeren Rand unserer Galaxie oder aus noch größerer Ferne.

Nun berichten die Wissenschafter des IceCube-Experiments im Fachblatt "Science", dass sie zwischen Mai 2010 und Mai 2012 erstmals 28 solcher Neutrinos mit einer Energie von mehr als 50 Teraelektronenvolt (TeV) beobachtet haben. Das ist tausendmal mehr als jemals ein Neutrino in einem irdischen Beschleunigerexperiment erreicht hat. Nun müssen die Forscher klären, woher diese Neutrinos stammen und wie sie entstanden sind - und stehen wieder am Anfang. (tasch/DER STANDARD, 22.11.2013)