Die Daten der NASA-Sonde "STEREO A" zeigen eine charakteristische Wolkenansammlung. Der Venusorbit ist mit schwarzen Punkten angedeutet. Hellere Zonen im All erscheinen in Rottönen, dunklere Bereich sind blau dargestellt.

Foto: M.H.Jones / The Open University

Britische Astronomen haben in der Nähe der Venus-Umlaufbahn einen riesigen, diffusen Staubring entdeckt. Das Staubband ist 10 bis 15 Millionen Kilometer breit und erstreckt sich über den gesamten Orbit rund um die Sonne. Wäre der Ring mit freiem Auge von der Erde aus sichtbar, würde er links und rechts der Sonne 45 Grad einnehmen, also den halben Tageshimmel bedecken. Die Wolke ist um etwa zehn Prozent dichter als die Gas- und Staubwolke, die die Sonne als dünne Scheibe in der Planetenebene umgibt und für das Zodiakallicht am nächtlichen Sternenhimmel verantwortlich ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine solche Wolke in unserem Sonnensystem beobachtet wird. Vor rund 20 Jahren stellten Wissenschafter nahe des Erdorbits eine Zone ähnlicher Staubdichte fest. Hinweise auf den nunmehr bestätigten Venus-Staubring gab es schon seit den sowjetischen "Venera"-Sonden in den 1970er Jahren. Mark Jones von der Open University in Großbritannien lieferten nun den Beweis für seine Existenz. Die Forscher erstellten ein Modell davon, wie die Wolke Licht reflektieren würde und suchten auf Aufnahmen der beiden Sonnen-Sonden "STEREO" (Solar TErrestrial RElations Observatory) der NASA nach entsprechenden Mustern.

Langlebig mit wechselnder Zusammensetzung

Tatsächlich wurden die Forscher auf den Bildern fündig. Zu ihrer Überraschung unterscheidet sich der Venus-Staubring durch zwei ausgeprägte, stufenförmige Strukturen signifikant von jenem in Erdnähe. Ringwolken wie die nun entdeckte entstehen, wenn sich interplanetarer Staub durch Resonanzeffekte mit Erde und Venus in bestimmten Umlaufbahnen sammelt. Während die Strukturen selbst über lange Zeiten hinweg stabil sind, verändert sich die Zusammensetzung fortlaufend.

"Das Alter von Staub, der sich in einer solchen Wolke gesammelt hat, ist kaum höher als 100.000 Jahre. Damit vermag er wenig zur Erforschung des jungen Sonnensystems beitragen," sagt Jones. "Trotzdem ist der Ring sehr wichtig für das Verständnis dafür, was mit dem interplanetaren Staub passiert, der von Asteroiden-Kollisionen und Kometen herrührt."

Aber auch für die Exoplanetenforschung sind die Ergebnisse von Belang. "Diese Staubringe müssen auch im Hinblick auf zukünftige Exoplaneten-Beobachtungen mit Interferometern berücksichtigt werden. Die Strukturen könnten Signale eines potenziellen Exoplaneten verschlucken," meint der Astrophysiker. (red, derStandard.at, 23.11.2013)