Bild nicht mehr verfügbar.

Yitzhak Herzog nach seiner Wahl zum Parteichef

Foto: REUTERS/Nir Elias

"Bouji, Bouji!“, skandierten Freitag Früh nach der langen Stimmenauszählung in Aufbruchsstimmung die Aktivisten der Arbeiterpartei. Bouji - der Spitzname, von seiner aus Ägypten stammenden Mutter aus einer verniedlichenden Kombination des französischen und des hebräischen Wortes für „Puppe“ gebildet - begleitet Yitzhak Herzog seit der frühen Kindheit bis heute. Vielleicht hat er mit dazu beigetragen, dass man den nunmehrigen Chef der israelischen Arbeiterpartei irgendwie nie ganz ernst nahm, obwohl er immer wieder wichtige Posten bekleidet und Profil gezeigt hat. Vielleicht sind auch die schmächtige Gestalt, das jungenhafte Gesicht und die hohe Stimmlage Gründe dafür, warum viele Israelis ihn sich eben nicht wirklich als Partei-Vaterfigur oder gar als Ministerpräsident vorstellen konnten.

Dabei wurde „Bouji“ 1960 in Tel Aviv in den Adel der Partei hineingeboren, die damals in Israel alles bestimmte. Sein Vater war der bewunderte Chaim Herzog, Militär, UN-Botschafter und von 1983 bis 1993 Staatspräsident. Ein angeheirateter Onkel war der legendäre Außenminister Abba Eban. Ein anderer Onkel war der früh verstorbene Jaakov Herzog, höchster Beamter in der Premierkanzlei. Ein Großvater war der aus Irland stammende Yitzhak Halevy Herzog gewesen, Israels erster Oberrabbiner.

Yitzhak Herzog studierte Jus in Tel Aviv und an der amerikanischen Cornell-University. 1999 bis 2001 organisierte er als Regierungssekretär in der Zeit von Premier Ehud Barak die Kabinettsitzungen. Ins Parlament wurde Herzog erstmals 2003 gewählt.

In verschiedenen Koalitionen der Arbeiterpartei mit Rechts- oder Zentrumsparteien diente er als Tourismus-, Wohnbau- und Sozialminister. Besonders im Sozialbereich galt er als engagiert und effizient.

Obwohl er gemeinhin als uncharismatisch gilt, ist er ein guter Redner und Interviewpartner und hat in Krisenzeiten mit seinem perfekten Englisch auf internationalen Fernsehsendern immer wieder gekonnt Israels Standpunkt erklärt.

In seiner Partei, die ihn mehrmals auf Platz zwei der Parlamentsliste reihte, war Herzog immer die loyale und besonnene Personalreserve. „Er ist ein Sohn dieses Hauses, er ist einer von uns“, freute sich jetzt sein Vorredner auf der Siegesfeier. Der Vorsitzende „Bouji“ will nun „die nahostpolitische und die sozial-wirtschaftliche Flagge für einen gerechten Staat“ hochhalten. (Ben Segenreich, derStandard.at, 22.11.2013)