Michael Pisecky (52) ist Geschäftsführer von s-Real sowie Fachgruppenobmann der Wiener Immobilien- und Vermögenstreuhänder.

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Neue Entwicklungen bei der Online-Suche nach Immobilien bergen auch für Makler neue Chancen, sagt der Wiener Fachverbandsobmann Michael Pisecky im Gespräch mit Peter Matzanetz.

STANDARD: Wo sehen Sie in Ihrem Bereich die größten Veränderungen für die Zukunft?

Pisecky: Bisher war es die Stärke der Immobilientreuhänder, über die beste regionale Marktkenntnis zu verfügen. Ist nun aber jemand technikaffin und macht sich die Unzahl an Informationen, die im Internet verfügbar sind, zunutze, kann er über Grundbuchabfragen oder Vermarktungsdatenbanken sehr gut selber Expertisen erstellen. Daraus erwächst uns Konkurrenz, der wir begegnen müssen.

STANDARD: In welcher Form?

Pisecky: Nun, die angesprochenen Entwicklungen bergen auch für uns Makler Chancen. Schließlich kann es damit gelingen, in der Vorbereitung von Verkaufsfällen bzw. bei der Akquise gut achtzig Prozent der Arbeit vom Schreibtisch aus zu erledigen.

STANDARD: Wie beurteilen Sie neuartige Suchmaschinen, die sich an individuellen Bedürfnissen orientieren, auch unter Einbindung des genauen Standortes?

Pisecky: Sie sprechen hier das Beispiel Zoomsquare an. Auch da sehe ich mehr die erwachsenden Chancen. Statt mit Ausschlusskriterien vorzugehen, werden vorhandene Angebote mit den individuellen Bedürfnissen gematcht. Das bringt auch den Vorteil mit sich, dass man im Gegenzug auf die Kundenbedürfnisse konkret eingehen kann, weil man die dann eben besser kennt. Die Vergangenheit hat jedenfalls gezeigt, dass die Immobilienportale den Makler nicht ersetzt haben, und so wird es wieder sein. Was den Standort einer Immobilie betrifft, muss man aus unserer Sicht sicherstellen, dass es nicht zu Umgehungsgeschäften kommt. Dies ließe sich aber bewerkstelligen, wenn eine glaubwürdige Identifikation der Nutzer erfolgt und diese eine diesbezügliche Erklärung abgeben.

STANDARD: Die bisherigen Online-Immobilienportale haben in aller Regel keine Zugangsschranken in Form von Anmeldeprozeduren. Sollte sich dies Ihrer Meinung nach also ändern?

Pisecky: Nun, hier wird seitens der Nachfrager von Immobilien der Anspruch erhoben, es genauer wissen zu wollen, und da ist die Bereitschaft, die genannten Bedingungen im Rahmen eines Onlinedialoges zu akzeptieren, doch höher einzuschätzen. Für die Immobilientreuhänder könnte das dann mit exakteren Formen der Visualisierung einhergehen, was einen zusätzlichen Kaufanreiz bringt. Damit operiert man insgesamt effizienter, was sicherlich ein willkommener Nebeneffekt wäre, da einen die Provisionen ja hier einkommensseitig limitieren. (DER STANDARD, 23.11.2013)