Wien - Im Rahmen der Vienna Art Week ist am Donnerstag die Performance Sailing By der beiden Künstler Aldo Giannotti und Gerald Straub angekündigt. Treffpunkt: eine Karaoke-Bar in Wien-Neubau. Dort gibt es chinesische Karaoke-Clips und den Barmann, der dem zweiköpfigen Publikum einen handgeschriebenen Zettel reicht. Man möge nach Währing in eine James-Cook-Bar kommen.

Das Publikum entscheidet sich aber für eine Performance von Matt Mullican im Künstlerhaus. Unterwegs wird die James-Cook- Bar gegoogelt. Es gibt eine. In Feldkirch. Im Künstlerhaus überrascht Galerist Georg Kargl, der Mullican vertritt, mit einem Gruß des US-Konzeptkünstlers: Die Performance sei nicht mit ihm akkordiert, und er sehe seine Rechte als Künstler verletzt. Kurator - und neben dem Schauspieler Dirk Sikorski Co-Performer - Christian Helbock lässt das so stehen.

Sein Reenactment zugunsten von Mullican wirkt jetzt wie ein Stück Appropriation-Art (auf Aneignung, Kopie und Umschreiben von Kunst spezialisiert). Sikorski redet sich mit Körper- und Pinseleinsatz in Mullican hinein: "Ich möchte ein Übertheater schaffen, in dem die Spieler glauben, was sie tun." Da meldet sich aus dem Publikum "Kunstterrorist" Alexander Brener: Mullican sei eine verdammte Diva, man solle das jetzt unterbrechen. Obwohl Brener diesmal auf "Terror" - spucken oder schmieren - verzichtet, zeigt sich, dass Performance dann am stärksten ist, wenn sie Künstlern und Publikum zu entgleiten droht.

Mehr Abgründigkeit

Im Kunstraum Niederösterreich lassen dann Veronika Hauer und Nicole Miltner Flaggen und Worte tanzen. Christina Gillinger reagiert mit An audience who cannot speak English is no audience auf Mladen Stilinovics Statement von 1994: An artist who cannot speak English is no artist. Und Anna Ceeh macht mit Iv Toshain Ideologiefragen in der Geschlechterdebatte (not) visible. Drei junge, plausible Arbeiten, denen mehr Abgründigkeit gutgetan hätte. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 23.11.2013)