Es wird Licht brennen am Sonntag im Berliner Kanzleramt, denn Angela Merkel bekommt Besuch. Sie hat SPD-Chef Sigmar Gabriel sowie Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer eingeladen.

Bloß eine gemütliche Teestunde steht allerdings nicht an. Das Trio will vielmehr Nägel mit Köpfen machen und im sehr kleinen Kreis die letzten Entscheidungen für die große Koalition treffen. Mitte nächster Woche soll der Koalitionsvertrag stehen.

Zwar haben sich die Unterhändler in der Arbeitsgruppe "Gesundheit" vor dem Wochenende auf wichtige Eckpunkte geeinigt. So sollen Zusatzbeiträge für die Krankenversicherung nicht mehr pauschal, sondern abhängig vom Einkommen erhoben werden.

Offene Fragen

Doch für die drei bleibt noch genügend zu klären. Seit acht Wochen verhandeln CDU, CSU und SPD nun, und es gibt auch in vielen Detailbereichen Einigungen. Eine Mietpreisbremse soll kommen, ebenso die Reform der Förderung von erneuerbaren Energien und kürzere Asylverfahren.

Doch die großen Brocken liegen immer noch auf dem Tisch. Denn diese sind teuer - viel zu teuer. Auf rund 50 Milliarden Euro pro Jahr würde sich die Umsetzung der Wunschliste summieren. Alleine 6,5 Milliarden Euro kostet die von der Union favorisierte Mütterrente (mehr Geld für Frauen, die Kinder erzogen haben). Die von der SPD geforderte Rente mit 63 (statt 67) schlägt auch mit 3,5 bis vier Milliarden Euro zu Buche. Besonders teuer ist die Kindergelderhöhung (7,5 Milliarden Euro), die die Union im Wahlkampf versprochen hatte.

CSU fürchtet Neuwahl nicht

Doch auch Maßnahmen, die nichts kosten, sind umstritten: Die "Ausländermaut", auf die die CSU pocht, und die doppelte Staatsbürgerschaft für in Deutschland geborene Kinder von Migranten. Diese liegt der SPD am Herzen, ebenso wie der Mindestlohn von 8,50 Euro, der noch offen ist.

Während Seehofer Skepsis zeigt und betont, ihm sei - im Falle eines Scheiterns auf der Zielgeraden - vor Neuwahlen nicht bange, schwört Merkel die Union auf Kompromisse ein. "Auch ich werde Sachen zustimmen müssen, die ich von Haus aus nicht für richtig gehalten habe", erklärt sie mit Blick auf den Mindestlohn.

Immerhin ist man in Berlin weiter als in Hessen. Dort wurde ebenfalls am 22. September gewählt. Weder Schwarz-Gelb noch Rot-Grün hat eine Mehrheit. Nach wochenlangem Sondieren soll nun über Schwarz-Grün verhandelt werden. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 23.11.2013)