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Die Druckwelle der Explosion war so groß, dass alle Fenster des eleganten Marriott-Hotels im Stadtzentrum von Indonesiens Hauptstadt zerstört wurden.

Foto: APA/EPA/ARDILES RANTE
Grafik: Der Standard
Jakarta - Noch niemand bekannte sich am Dienstag zu dem Sprengstoffanschlag, der zur Mittagsstunde eines der neuesten Hotels der Stadt erschütterte, doch Indonesiens Sicherheitsminister Susilo Bambang Yudhoyono sprach rasch von einem "terroristischen Akt". Für die Regierung war die Handschrift der Terrororganisation Jemaah Islamiyah deutlich.

Vizepräsident Hamzah Haz äußerte die Vermutung, der Anschlag auf das Marriott-Hotel sei gegen amerikanische Interessen in Indonesien gerichtet gewesen. Die US-Botschaft in Indonesien hatte ihre Feier zum US-Unabhängigkeitstag am 4. Juli im Hotel abgehalten.

Nach Angaben des indonesischen Polizeichefs General Da'i Bachtiar war der hoch explosive Sprengstoff möglicherweise in einem Kleintransporter vor dem Eingang des Hotels deponiert gewesen, wodurch sich Ähnlichkeiten zu dem Anschlag auf Bali ergäben, bei dem am 12. Oktober 2002 mindestens 202 Menschen getötet worden waren. Augenzeugen berichteten von sechs Detonationen.

"Erst flog das Fenster herein, dann flog ich quer durch das Zimmer", sagte Simon Leuning, ein australischer Tourist, der gerade in Jakarta angekommen war. Er habe Hose und Schuhe angezogen, den Reisepass gegriffen und sei geflüchtet, erzählte Leuning. Die Lobby des 33-Etagen-Hotels war in Trümmern, aber vor dem Eingang hätte es noch schlimmer ausgesehen, meinte der Australier. "Die Taxifahrer und die Taxis waren in Flammen, einige haben es nicht mehr geschafft." Leuning und ein belgischer Tourist halfen zwei Fahrern aus den Wagen und fanden einen anderen blutend im Gebüsch.

Bankier starb

Unter den Toten war auch ein Niederländer, der Präsident der PT Rabobank Duta Indonesia, Hans Winkelmolen. Die Bank ist eine Tochtergesellschaft der niederländischen Rabobank. Zahlreiche Menschen flohen in Panik. Die Fassade des Hotels war rußgeschwärzt, bis in die oberen Stockwerke hinauf waren die Fensterscheiben geborsten.

Erst vor knapp drei Wochen war das indonesische Parlament von einer Bombenexplosion erschüttert worden, im Februar das Polizeihauptquartier in Jakarta. Ende April waren im Abstand von nur drei Tagen zuerst die Vertretung der Vereinten Nationen in der indonesischen Hauptstadt und anschließend der Flughafen Ziel von kleineren Sprengstoffanschlägen geworden. Die Behörden hatten entweder die Jemaah Islamiyah oder Rebellen aus der Unruheprovinz Aceh als Urheber vermutet. Am Donnerstag soll das erste Urteil in den Prozessen um den Bombenanschlag von Bali verkündet werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2003)