Linz - "Aktion: verschärfen" heißt es beim oberösterreichischen Jugendschutz. Jetzt noch geltende Ausnahmen beim Alkohol- und Tabakverbot für Teenager sollen fallen. Derzeit dürfen Jugendliche unter 16 Jahren mit einer Vollmacht der Eltern Zigaretten oder Alkohol kaufen. Diese Sonderregelung soll es - so der oberösterreichische Soziallandesrat Josef Ackerl (SP) - in Zukunft nicht mehr geben. Als einen weiteren "Schachzug" im Kampf gegen minderjährige Raucher plant Ackerl im Land ob der Enns, nur mehr Zigarettenautomaten mit Bankomatkarten-Funktion aufzustellen.

Unverständnis in der Wirtschaftskammer

Doch bei den Interessenvertretern in der Wirtschaftskammer Oberösterreichs stößt das geplante Vorhaben auf einiges Unverständnis: "Ich bin mehr als erstaunt, dass es bereits eineinhalb Jahre nach dem Gesetzesbeschluss neuerliche Diskussionen darüber gibt - Landesrat Ackerl prescht, ohne uns zu informieren, mit neuen Forderungen an die Öffentlichkeit", erklärte der Sprecher für den Bereich Tabaktrafiken in Oberösterreich, Rudolf Sprengseis, im STANDARD-Gespräch.

Zigaretten für Erwachsene holen

Sollten diese Ausnahmen tatsächlich fallen, so müsse Ackerl mit einem massiven Widerstand durch die Trafikanten rechnen. Denn gerade am Land komme es doch häufig vor, dass Teenager schnell Zigaretten für die Eltern holen. "Die nun geforderte Verschärfung wird auf dem Rücken der Händler ausgetragen, die Geschäftseinbußen in Kauf nehmen müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deswegen weniger unter 16-Jährige zu Zigaretten kommen." Strengere Kontrollen brächten mehr, meinten rund 70 Prozent der Gewerbetreibenden bei einer Befragung.

Zigarettenautomat

Auch die Sache mit den Bankomatkarten am Zigarettenautomat sei derzeit nicht realisierbar. "In dem neuen Jugendschutzgesetz ist bis 2007 die Straffreiheit beim Automatenkauf verankert, das heißt man muss zuerst das Gesetz ändern, um dann die Überlegungen für die teuren Umbauten an den einzelnen Automaten anzustellen", so Sprengseis. Es gebe zwar Anregungen zu einem Chipkartenverkauf, doch seien dies erst "vorsichtig angedachte Ideen", die noch viel Entwicklung bräuchten.

Weitaus wichtiger seien Verschärfungen im Bereich des Alkoholausschanks: "Der Jugendliche, der hinterm Busch eine Tschik raucht, tut keinem etwas - Zwischenfälle mit betrunkenen Jugendlichen hingegen gehören ja fast schon zur Tagesordnung", klagt Sprenseis. (mro, DER STANDARD Printausgabe 7.8.2003)