Voest-Chef Franz Struzl wurde offensichtlich verpfiffen. Sein höchst umstrittener Kauf von VAE-Aktien liegt mehr als ein Jahr zurück. Die Akten der ermittelnden Finanzmarktaufsicht und Staatsanwaltschaft setzten bereits Staub an. Die Behörden akzeptierten Struzls Geldbuße von 50.000 Euro, zu einer Anklage kam es daher nicht. Niemand hätte mehr von der Sache Wind bekommen, wenn nicht zufällig gerade die Voestalpine privatisiert werden sollte und der "rote" Struzl als Manager gilt, der für die Einheit des Konzerns und gegen eine Übernahme durch den Magna-Konzern Frank Stronachs kämpft.

Doch die Interessenslage von Struzls Kontrahenten ändert nichts an seinem Fehlverhalten. Insiderhandel bleibt Insiderhandel, auch wenn er formal-juristisch vielleicht erst nach einer Verurteilung als solcher bezeichnet werden kann. Das Vertrauen, das ihm der Aufsichtsrat ausgesprochen hat, versüßt den bitteren Beigeschmack, den sein Aktiendeal hinterlässt, jedenfalls nicht. Ebenso wenig hilft Struzls Geldbuße und die Spende des Kursgewinnes. Was sonst wäre ihm übrig geblieben?

Die Verlierer sind Voest und Wiener Börse. Der Aktienmarkt, seit jeher als Balkanbörse verschrien, hat strengere Gesetze und höhere Strafen für Insiderdelikte bitter nötig, nicht die erneute Bestätigung, dass Insiderhandel zu den Kavaliersdelikten zählt. Die Voest hat nun einen angepatzten Chef, der es nicht für nötig hält, persönliche Konsequenzen zu ziehen.

So verdienstvoll Struzl den Konzern auch gelenkt haben mag, seinen Abgang in Ehren hat er vermasselt. Mit Wolfgang Eder steht Struzls Nachfolger seit dem Unfalltod des Voest-Chefs Peter Strahammer fest. Struzl galt schon bei seiner Bestellung nur als Interimschef. Will die Voest ihr beschädigtes Image wieder aufpolieren, muss die Hofübergabe möglichst rasch stattfinden.