Enttäuschung, Niedergeschlagenheit, Ohnmacht. Es sind Gefühle dieser Art, die sich nach jeder Klimakonferenz seit Rio (1992) einschleichen und das Ziel, außer heiße Luft endlich etwas Handfestes gegen die fortschreitende Klimaerwärmung zustande zu bringen, noch weiter in die Ferne rücken. Nach der Konferenz von Kopenhagen (2009), die eine Nachfolgeregelung für das bisher einzig konkrete, in seiner Wirkung aber dennoch bescheidene Papier namens Kioto-Protokoll schustern sollte, ist sogar eine Art Lähmung eingetreten. Wenig aufbauend, um es vorsichtig zu formulieren, waren auch die Ergebnisse in Cancún, Durban sowie letztes Jahr in Doha.

Und Warschau? Ohnehin wollte man sich „nur" auf eine Roadmap zur Klimakonferenz 2015 in Paris verständigen, wo es dann wirklich einen großen Wurf geben soll. Aber selbst das war Schwerstarbeit. Trotz angehaltener Uhren hat man sich lediglich auf eine Minivariante geeinigt. Die einzelnen Staaten werden eingeladen, bis zur Klimatagung in Paris im Herbst 2015 ihren Beitrag zur Senkung des klimaschädigenden Kohlendioxids zu nennen. Ursprünglich wollte man eine verpflichtende Festschreibung nationaler Ziele rechtzeitig vor Paris, um dann noch ausloten zu können, wie die voraussichtlich klaffende Lücke zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels doch noch geschlossen werden kann. Schmecks. Die Lastenteilung war offen, ist offen und bleibt weiter offen. Nächstes Mal, aber dann wirklich, scheint man der interessierten Öffentlichkeit verklickern zu wollen.

Es ist zu aber viel zu viel offen, um einfach zur Tagesordnung übergehen zu können und nächstes Mal dort weiterzumachen, wo man jetzt aufgehört hat. Das wird nichts mehr, ein Reset muss her, wie das jetzt auf gut Deutsch heißt. Wenn der große Wurf das erste Mal nicht gelingt, was soll's. Dann versucht man es eben ein zweites, drittes und meinetwegen auch ein viertes und fünftes Mal. Aber nach 20 Jahren vergeblicher Mühe? Da muss man sich eingestehen, dass es den großen Wurf nie geben wird. Es geht offenbar nur in kleinen Schritten. Wann, wenn nicht jetzt, soll man damit beginnen.

Eine Allianz der Willigen gegen eine Allianz der Uneinsichtigen, die hoffentlich kleiner und kleiner werden wird. Warum nicht auch Kontinente übergreifende Energieeffizienzziele vereinbaren, statt einzig und allein das böse CO2 im Blick zu haben. Diese Taktik ist, zugegeben, weniger spektakulär, als es ein weltweit verbindliches Klimaschutzabkommen wäre. Sie ist aber angesichts der unterschiedlichen Interessen zwischen Entwicklungs- und Schwellenländern auf der einen Seite und den Industrieländern auf der anderen wahrscheinlich der einzig zielführende Weg, den Temperaturanstieg einzubremsen (Günther Strobl, derStandard.at, 23.11.2013)