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Das neue iPad Mini überzeugt im Test.

Foto: Reuters

Es wird weithin davon ausgegangen, dass man beim Kauf der Mini-Version eines Produkts Kompromisse eingehen muss. Tiefergelegte Sportautos besitzen keine Rücksitze, Mini-Schokoriegeln fehlt eine Menge Schokolade, und das iPad Mini kam ohne den hochauflösenden Bildschirm und die hohe Performance aus.

Doch Apples neues iPad Mini mit Retina-Display, das es ab 389 Euro gibt und seit vergangener Woche verfügbar ist, hat praktisch dieselben technischen Spezifikationen wie sein großer Bruder, das große iPad Air. Beide bieten denselben brillanten hochauflösenden Retina-Bildschirm, beide besitzen denselben neuen schnelleren Prozessor und eine verbesserte Grafikleistung, beide unterstützen eine neue schnellere Schnittstelle für WLAN, und beide sind mit einer verbesserten Frontkamera ausgestattet, die mehr Licht einfängt.

Keine Kompromisse

Damit müssen Sie sich im Grunde nur noch entscheiden, welchen Bildschirmgröße Sie bevorzugen – 9,7 Zoll Bildschirmdiagonale beim iPad Air oder 7,9 Zoll beim iPad Mini – keine Kompromisse.

Ich habe das iPad Mini mit Retina-Display die vergangenen anderthalb Wochen getestet. Mein Alltags-iPad für zu Hause ist das iPad 3 mit Retina-Display – doch ich bemerkte, dass ich häufiger zum neuen Mini griff, um es in eine Tasche zu stecken, wenn ich das Haus verließ. Auch im Haus trug ich es häufiger herum als den größeren Bruder. In meinem anspruchsvollen Akkutest hielt es 11 Stunden und 17 Minuten durch – länger als die von Apple angegeben 10 Stunden.

Etwas dicker und schwerer

Das iPad Mini mit Retina-Display ist die zweite Generation des Minis. Die erste Version kam vor etwa einem Jahr auf den Markt und ist immer noch verfügbar. Die 16-Gigabyte-Version mit WLAN ist nun 40 Euro billiger zu haben und kostet 289 Euro, die Version mit WLAN- und Mobilfunkanbindung kostet 409 Euro.

Als ich mein neues iPad Mini mit Retina-Display ausgepackt habe, wirkte es wie das Original-Mini. Auf dem Papier ist es etwas dicker und schwerer – doch das ist kaum wahrnehmbar.

Hohe Auflösung, schnellere CPU

Die echte Veränderung wird erst sichtbar, wenn das Gerät angeschaltet wird. Auch wenn es über den Bildschirm des alten Minis kaum Beschwerden gab, bemerkte ich dennoch die Pixel, weil ich durch den Retina-Bildschirm des größeren iPads verwöhnt war. Das neue Mini löst dieses Problem mit einer Auflösung von 2048 x 1536 Pixeln statt zuvor 1024 x 768. Und weil es dieselbe Auflösung besitzt wie das größere iPad Air aber einen kleineren Bildschirm, steigt die Pixeldichte im Vergleich zum großen iPad von 264 auf 326 Pixel pro Zoll (2,54 cm).

Apple verbaut den A7-Prozessor. Der Chip ist vier Mal so schnell wie der A5 im Vorgänger des Tablets. Die Grafikeinheit ist laut Apple bis zu acht Mal so leistungsfähig. Ich konnte von einem Bildschirm zu anderen wechseln und dabei Apps und Filme im Hintergrund deutlich schneller laden als bei Vorgängerversionen des iPads. Und ich schnitt ein Video mittels iMovie ohne störende Verzögerungen.

App-Suite

Apples App Store besitzt inzwischen mehr als 475.000 Apps für das iPad, die allesamt ohne Verzerrungen oder anderen Anpassungen der Bildschirmauflösung auch auf dem Mini laufen. Seit dem 1. September kommen außerdem sämtlichen neuen mobilen Apple-Geräte mit einer Reihe von kostenlosen Apple-Apps vorinstalliert, darunter iPhoto, iMovie und iWork – Apples Bürosoftware-Sammlung bestehend aus der Textverarbeitung Pages, der Tabellenkalkulation Numbers und der Präsentationssoftware Keynote.

Leistungsfähiger Akku

Ich habe die Akkulaufzeit des neuen iPad Mini getestet, indem ich ein Video in der Endlosschleife laufen ließ. Die Bildschirmhelligkeit war auf 75 Prozent gestellt und die WLAN-Verbindung aktiviert, um E-Mails im Hintergrund abzurufen. Die resultierenden 11 Stunden und 17 Minuten sind für sich genommen beeindruckend. Bemerkenswert ist aber auch, dass das iPad Air im selben Test 12 Stunden durchhielt. Es muss nicht weiter betont werden, dass Sie keines der beiden Tablets häufig aufladen müssen.

Bessere Kameras

Die beiden Kameras auf Vorder- und Rückseite des neuen Minis sind eine Verbesserung gegenüber den Vorgängerversionen, wie ich beim Erstellen von Fotos und Videos sowie bei Videotelefonaten mittels Facetime bemerkte. Die Frontkamera nutzt das, was Apple die Kamera für das Facetime HD der nächsten Generation nennt und besitzt verbesserte Sensoren für Aufnahmen bei wenig Licht.

Diese Verbesserung gefiel mir besonders gut, weil ich wegen meines neugeborenen Babys viele Facetime-Anrufe mit Verwandten in gedimmten Licht führe, während mein Kind schläft. Dank des neuen Prozessors und der neuen Betriebssystem-Version iOS 7 kann die Kamera auf der Rückseite nun Fotos und Videos mit verbesserten Funktionen wie schnellerem Autofokos und bis zu dreifachem Zoom in Videos machen.
Besserer WLAN-Empfang

Zwei Wifi-Antennen

Das neue iPad Mini nutzt zwei Antennen für die WLAN-Verbindung – beim ersten Mini war es noch eine. Zudem nutzt es einen neuen WLAN-Übertragungsstandard, wodurch die maximal übertragene Datenmenge im Vergleich zu älteren Modellen verdoppelt wurde. Wenn Sie ein iPad Mini mit Retina-Display und Mobilfunkverbindung wollen, müssen Sie mindestens 509 Euro ausgeben. Der neue Mobilfunkchip unterstützt mehr Mobilfunknetzwerke in verschiedenen Ländern – eine gute Nachricht für Vielreisende.

Ich bin nach wie vor kein Fan der Apple-Hüllen. Ich habe die Smartcase-Variante für 69 Euro ausprobiert, die es nun erstmals für die iPad-Mini-Familie gibt und das gesamte Gerät inklusive Rückseite schützt. Doch noch immer frustrierte mich, dass das Gerät regelmäßig aus seiner Aufstell-Position umfällt.

Sieger

Unterm Strich ist das iPad Mini mit Retina-Display ein Sieger. Eine Menge Leute werden es als gute Alternative zum großen iPad sehen, das nicht die typischen Nachteile eines Mini-Produkts mit sich bringt. (Katherine Boehret, wsj.de, 24.11.2013)