Die Spannung dauerte die ganze Nacht. Erst am Sonntag gegen fünf Uhr früh Teheraner Zeit, als viele Fernsehsender ihre regulären Programme unterbrachen und direkt nach Genf schalteten, wusste man, dass die Verhandlungen zwischen den fünf Vetomächten plus Deutschland und dem Iran zu einem Ergebnis geführt hatten.

Je länger sich die Verhandlungen in Genf in die Länge gezogen hatten, desto mehr hatte man in Teheran an einen positiven Abschluss geglaubt. Nicht zuletzt, weil die mitgereisten iranischen Journalisten nur Positives aus Genf zu berichten hatten. Staatliche Medien vermieden zuletzt jede Kritik an der iranischen Verhandlungsdelegation. Sogar die konservativen Blätter hielten sich auffallend zurück - für politische Beobachter in Teheran ein Zeichen, dass die Verhandlungen in Genf auch den Segen der religiösen Führer auf ihrer Seite hatten.

Diese Vermutung wurde am Sonntagvormittag zur Gewissheit, als der religiöse Führer Ali Khamenei in einem Brief an Präsident Hassan Rohani ausdrücklich die erreichten Ergebnisse in Genf als einen Erfolg für die iranische Nation bezeichnete und sich bei der Delegation und dem Präsidenten bedankte.

"Nie die Absicht gehabt"

In einer eilig einberufenen Pressekonferenz betonte Präsident Rohani, dass Iran noch einmal die Welt von seinem friedlichen Atomprogramm überzeugt habe. "Wir haben nie die Absicht gehabt, Atombomben zu bauen oder auch nur in diese Richtung zu arbeiten", meinte Rohani. Er bezeichnete die zustande gekommene Übereinkunft als Sieg für alle Beteiligten und lobte ausdrücklich, diese hätten sich vernünftig verhalten.

Auch die Bevölkerung reagierte sehr positiv. "Ist es wahr?", fragten viele, die die Nachrichten nicht rechtzeitig verfolgt hatten. Am 99. Tag seiner Amtsübernahmen konnte Präsident Hassan Rohani eines seiner Versprechen wahrmachen. In den kommenden Tagen will er die Nation über weitere Ergebnisse seiner Amtszeit informieren. Seine Gegner werden sich auf andere Themen konzentrieren müssen, nachdem der religiöse Führer ausdrücklich die erreichten Ergebnisse in Genf begrüßt hat. (Amir Loghmany aus Teheran, DER STANDARD, 25.11.2013)