Michael (Paul Hübner) und Eva (Merve Kazokoglu).

Foto: Dimo Dimov

Wien - Für Kinder hat die Welt des deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen einiges zu bieten. Um den Kampf zwischen Gut und Böse geht es da, ausgetragen im ganzen Kosmos - kurz: ein Abenteuer. In Der kleine Harlekin - Stockhausen für Kinder, das die Wiener Taschenoper noch heute, Montag, in der Inszenierung von Carlus Padrissa im Dschungel Wien präsentiert, ist schon die Bühne ein Erlebnis. Roland Olbeter arbeitet mit Feuer und Pyrotechnik, lässt Laub rascheln und Regen fallen.

Vor die Bühne wird in der zweiten Hälfte eine transparente Leinwand gespannt, auf der in Videoanimation (Franc Aleu) nicht nur ein Ufo landet, sondern sich Fantasiebilder in allen Farben ebenso ranken wie Blüten, Tiere, Kanus oder Traktoren. Eben alles, was der Kosmos so im Angebot hat. Ist das Video schon ein Erlebnis für sich, wird auch auf der realen Bühne einiges geboten. Der kleine Harlekin (Merve Kazokoglu) im grafisch gemusterten Pierrot-Aufzug läuft hier ganz fröhlich durch die Welt, sein Klarinettenspiel mit viel Augen- und Beinarbeit begleitend. Zwei Männer stören bald seine Kreise - zum einen der rot gewandete Luzifer (Stephen Menotti an der Posaune), der den armen Harlekin, welcher im Laufe der Handlung zu Eva wird (bei Stockhausen ein Symbol für Geburt), mit einer Schlange schreckt.

Geholfen wird dieser Eva zum anderen von Michael (Paul Hübner an der Trompete), der für das Gute und Schöpferische steht und sich mit Luzifer gleich zu Beginn eine mitreißende Pantomime-Prügelei liefert. Eva stürzt sich dafür in eine Laubschlacht mit dem Bratschisten Simon Schellnegger. Und dann gibt es noch Michael Tiefenbacher, der mit einem Helm wie ein Tiefseetaucher hinter seinem Synthesizer sitzt.

Empfohlen ist das Stück ab acht Jahren, tatsächlich dürften Kleinere von der Überfülle an Reizen eher überfordert sein. Für größere Kinder (und auch für Erwachsene) aber ist die Inszenierung mit ihrer Liebe für Details nicht nur eine gute Einführung in Schaffen und Denken Stockhausens. Unabhängig davon ist es tatsächlich ein Abenteuer, in dem es viel zu entdecken gibt. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 25.11.2013)