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Bitcoins selbst schöpfen oder einkaufen - manch einer hat früh gekauft und viel gewonnen. Der umgekehrte Fall ist allerdings auch vorstellbar.

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Derzeit gibt es rund zwölf Millionen Bitcoins mit einem Gesamtwert von rund sechs Milliarden Euro. Peanuts im Vergleich zur Euro-Geldmenge von 9,2 Billionen (M2). Auch im Vergleich zu den 900 Milliarden Euro im Umlauf befindlichem Bargeld ist der Wert der Weltwährung Bitcoin gering.

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Die "University of Nicosia", eine Privatuni auf Zypern, wirbt neuerdings damit, dass Studenten ihre Studiengebühren in Bitcoins begleichen können. Auch China hat laut "Wall Street Journal" seine Liebe für die Alternativwährung aus Hackerkreisen entdeckt: Die IT-Sicherheitsfirma Baidu Jiasule, an der Chinas Internetgigant Baidu eine Minderheitenbeteiligung hält, akzeptiert sie seit Mitte Oktober als Zahlungsmittel. Sogar beim staatlichen TV-Sender CCTV soll die Chose ausgiebig Thema gewesen sein.

Laut Daten von bitcoinity.org hat BTC China inzwischen Mtgox als weltgrößte Handelsbörse für Bitcoins überholt. Auf BTC China wird die Cyberwährung ausschließlich in der chinesischen Landeswährung Renminbi gehandelt. Dieser Tage gab die Börse bekannt, dass die beiden Wagniskapitalfinanzierer LightSpeed China Partners und LightSpeed Venture Partners die Börse in einer neuen Finanzierungsrunde mit fünf Millionen US-Dollar Kapital ausgestattet haben.

Sandkastenspiel in China

Die virtuelle Währung ermöglicht Chinesen, die Devisensperre zu umgehen und ihre heimischen Renminbi beispielsweise in Dollar zu tauschen. Warum China die Währung fördere, erklärt Professor Rainer Böhme vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität Münster im "Wall Street Journal" so: Es könnte sich um ein "Sandkastenexperiment" der chinesischen Regierung handeln. "Ich kann natürlich nicht in die Köpfe des ZK schauen", beruft Böhme sich auf das in China alles beherrschende Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, "aber es könnte ein Experiment sein, ohne das Rückgrat der Wirtschaft zu gefährden oder eine Revolution auszulösen." Es sei durchaus denkbar, dass China mit Duldung und Förderung der Bitcoins in kleinem Rahmen testet, was passiert, wenn die Kapitalkontrollen gelockert werden.

Dem Kurs der Währung verhalfen die Nachrichten zu einem kräftigen Sprung, so wie schon länger zuvor Überlegungen vom Online-Handelshaus Ebay, Bitcoins eines Tages als Zahlungsmittel bei Transaktionen zu akzeptieren. Der Preis ist so richtig durch den Plafond geschossen – kurzzeitig bis auf 900 Dollar. Wenn man in Rechnung nimmt, dass der Wert einer Bitcoin Anfang vergangenen Jahres bei 14 Dollar lag, ist es ein beachtlicher Anstieg. Neben atemberaubenden Kursanstiegen hat das virtuelle Geld allerdings auch schon mehrere kräftige Abstürze hingelegt. 40 Prozent auf einen Schlag waren es etwa vorige Woche. 

Merkwürdiger Wertanstieg

So manch einer reibt sich angesichts des über lange Sicht recht deutlichen Höhenflugs der Internetwährung ungläubig die Augen – auch wenn er selbst kräftig davon profitiert. So geschehen etwa in Norwegen:  Ein lange vergessenes Guthaben hat dort laut Agence France Press dem 29-jährigen Ingenieur Kristoffer Koch immerhin zum Kauf einer Wohnung in Oslo verholfen. Der Mann hatte bei der Einführung der digitalen Währung im Jahr 2009 Bitcoins für läppische 24 Dollar erstanden. Danach vergaß er seine Investition. Bis er im April einen Artikel über den Höhenflug der Cyberwährung las und feststellte, dass seine 5.000 Bitcoins inzwischen etwa 500.000 Euro wert waren.

Als er sich nach eintägigem Kopfzerbrechen wieder an sein Passwort erinnerte, tauschte er einen Teil seines virtuellen Vermögens in 1,1 Millionen Kronen (135.000 Euro) um. Der Grundstock in Form von Eigenkapital für den Wohnungskauf war gelegt. Er habe niemals damit gerechnet, dass der Kurs derart in die Höhe schieße, sagte Koch. Es sei schon "merkwürdig", dass etwas, was eigentlich keinerlei Eigenwert besitze, plötzlich so wertvoll sei.

Angekommen in der realen Welt

Die virtuelle Währung erreicht aber auch anderswo die reale Welt: In Vancouver steht seit einigen Wochen der erste Bitcoin-Bankomat. Der Automat neben einem Coffeeshop spuckt im Tausch gegen die Internetwährung kanadische Dollar aus. Einen kleinen Run soll es bei seiner Eröffnung gegeben haben, verlauten Medienberichte. Und auch hierzulande, wo die Mühlen bekanntlich meist langsam mahlen, bahnt sich die Währung ihren Weg. Wer sich etwa bei Essensbestellportal lieferservice.at sein Abendessen via Internet bestellt, kann auch in Bitcoins zahlen. In etwa 0,04 Bitcoins kostet eine Pizza, für die man normalerweise sieben Euro zahlen würde. Kunden müssen sich aber vorher ein Bitcoin-Konto zulegen.

Wer sich die virtuelle Währung selbst schöpfen will, braucht vor allem viel Rechenpower, die passende Software, ein wenig Know-how und auch ein bisschen Glück. Im Prinzip erfolgt die Geldschöpfung folgendermaßen: Ein Computernetzwerk nutzt die Rechenleistung aller Teilnehmer und generiert auf Basis komplexer Formeln neue Geldeinheiten. Die an das Bitcoin-Netzwerk angeschlossenen Computer errechnen verschlüsselte Zeichenfolgen, die bestimmten mathematischen Bedingungen genügen. Ein Nutzer beteiligt sich also mit seinem PC, auf dem die entsprechende Software installiert ist, mit anderen zusammen an einer Rechenoperation. Irgendwo im System erfolgt dann die Zuteilung mit der entsprechenden Mitteilung "Sie haben jetzt auf Ihrem Konto eine Gutschrift". Damit ist eine Bitcoin in der Welt.

Monopol der Zentralbanken

Weil Geldschöpfung allerdings ein Monopol der Zentralbanken ist, wirft die Sache aber auch rechtliche Fragen auf. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich im Vorjahr auch schon einmal des Themas angenommen, dann aber in einer Studie quasi Entwarnung gegeben. Die Preisstabilität werde durch vorhandene virtuelle Währungen nicht gefährdet, hieß es damals. In Summe seien Bitcoin und Co wegen der geringen Bedeutung für die Realwirtschaft noch kein großes Problem, so die EZB-Experten im Oktober. Man könnte also den Vergleich zu regionalen Parallelwährungen herstellen, die auch nicht immer sofort verboten werden, solange sie nur im kleinen Stil eingesetzt werden.

Die Entstehung von Bitcoins zu verhindern wäre aber ohnehin schwierig - da sie eben dezentral und anonym über ein Computernetzwerk erzeugt werden. Finanzaufseher sind trotzdem schon lange involviert. In Deutschland stuft die Bankenaufsicht Bafin Bitcoin als Finanzinstrument ein. Die Folge: Das Generieren von Geldeinheiten und das Bezahlen mit diesen ist zwar rechtlich kein Problem. Aber, der Handel ist an Auflagen geknüpft. Wer eine Online-Börse betreibt, braucht eine Bankkonzession. In Deutschland wurden nach Intervention der dortigen Aufsicht einige kleinere Online-Handelsplätze eingestellt. (rebu, derStandard.at, 26.11.2013)