Wien - Im heurigen August zeigte man sich beim Pharmariesen Baxter am Standort Orth an der Donau sehr stolz. "Es ist uns gelungen, unsere Konzern-Mutter in den USA davon zu überzeugen, in den Standort Österreich beträchtliche Beträge zu investieren“, sagte Produktionsleiter Karl-Heinz Hofbauer der Tageszeitung Die Presse. Und, so fügt er an: Auch wenn viele Unternehmen in Niedrig-Lohnländer übersiedeln, für Hofbauer zahlen sich die höheren Lohnkosten aus, denn "Österreich bietet entsprechend ausgebildete Mitarbeiter".

100 Mitarbeitern in Orth hilft die gute Stimmung nicht: Sie müssen höchstwahrscheinlich gehen. Der Standort Wien ist von Personalmaßnahmen nicht betroffen. Weniger gut sieht es auch am tschechischen Standort Bohumile aus. Dort wurden 280 Leute gekündigt.

Kräftiger Umbau

Als Grund nennt Unternehmenssprecher Michael Heinrich auf derStandard.at-Anfrage einen Umbau im Konzern. Baxter International habe 2013 das Unternehmen Gambro mit ca. 7.000 Mitarbeitern weltweit gekauft, woraus sich für Baxter eine zusätzliche globale Schwerpunktsetzung im Bereich der Nierenersatztherapie ergebe. Auf Grund dieser "vielfältigen und sehr positiven Entwicklungen" habe das Unternehmen auch strukturelle Anpassungen beschlossen.

Diese sehen laut Baxter so aus: Für den Bereich der in Österreich entwickelten VeroCell-Technologie (Anm. Impfstoff-Technologie), mit der Baxter Influenza-Vakzine entwickelte, wird nun ein strategischer Partner gesucht, der diese Geschäftsbereiche in Zukunft weiter betreibt. Das gilt auch für die klinische Entwicklung eines neuen Borreliose-Impfstoffes. Für die derzeit am Markt befindlichen Impfstoffe gegen FSME und C-Meningokokken seien keine Veränderungen geplant.

Im Zuge dessen wird mit Beginn 2014 am tschechischen Standort Bohumil der laufende Betrieb eingestellt und mit "reduziertem Personalstand ein betriebsbereites Niveau abgesichert." Am Baxter-Standort in Orth/Donau in Niederösterreich sind die genannten rund 100 Mitarbeiter betroffen. Man werde sich bemühen, möglichst viele dieser Mitarbeiter in anderen Bereichen weiter zu beschäftigen.

4.000 Menschen beschäftigt

Derzeit umfassen die beiden Standorte in Wien Donaustadt und Orth insgesamt 400.000 Quadratmeter. Der Pharma-Konzern beschäftigt in Österreich 4.400 Menschen, fast zehn Prozent des Konzerns. Sie produzieren 22 Produkte für den Export in rund 100 Länder.

600 Millionen Euro fließen seit 2006 in Ausbauarbeiten und Forschung. 100 Millionen Euro sollen es im heurigen Jahr sein. Davon gehen 20 Millionen Euro in den Ausbau der beiden Standorte und 50 Millionen Euro in den Bau eines neuen Logistikzentrums – ein Vorzeigeprojekt, dass im Sommer auch Bundeskanzler Faymann einen Besuch wert war. Zusätzlich werde ständig in die Forschung investiert.

Neu hinzugekommen sei laut Baxter eine Entscheidung hinsichtliches des Standortes Krems, an dem in Zukunft ein Präparat gegen Hämophilie ("Bluterkrankung") produziert werden wird: in Krems sollen in den kommenden Jahren rund 100 neue Arbeitsplätze entstehen und insgesamt 138 Millionen Euro investiert werden.

Nach den im Juli in der "Wiener Zeitung" veröffentlichten Zahlen zum Jahresabschluss verzeichnete Baxter 2012 einen rückläufigen Umsatz - von 512 auf 438 Millionen Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) lag bei 16 Milionen Euro. Im Vorjahr erreichte der Hersteller hier noch 32 Millionen Euro. (rb, derStandard.at, 26.11.2013)