Einige Gründe gegen das Lehrerdienstrecht, wie es geplant ist:

1) Wenn Lehrer Fächer unterrichten müssen, für die sie nicht ausgebildet wurden, senkt das ganz automatisch das Unterrichtsniveau. Dagegen muss man einfach sein, wenn man Interesse an bestmöglicher Bildung für unsere Kinder hat.

2) Dass Lehrer mit höchst arbeitsaufwändigen Korrekturfächern (Deutsch, Sprachen, Mathematik) gleich viele Stunden unterrichten müssen wie ihre Kollegen, die keine Korrekturen (Hausübungen, Schularbeiten) machen müssen, ist extrem ungerecht. Es wird dazu führen, dass Haus- und andere Übungen nicht mehr im nötigen Maß korrigiert und besprochen werden können, was wiederum, siehe oben, zu einer Senkung der Bildungsqualität führt. Denn auch für Lehrer in Korrekturfächern hat der Tag nur vierundzwanzig Stunden.

3) Wenn Lehrer mehr Klassen unterrichten müssen und somit bis zu 30 Prozent mehr Schüler, ist es logisch, dass sie dann weniger Zeit für den einzelnen Schüler und dessen individuelle Bedürfnisse werden aufbringen können. Somit sinkt die Qualität der Betreuung zum Schaden der Schüler.

4) Ein Nachwuchsproblem könnte sich ergeben: Die besten unter den Studenten werden sich unter diesen erschwerten Bedingungen wohl nicht mehr so zahlreich für ein Lehramtsstudium entscheiden wollen.

5) Viele Arbeitsplätze in den Schulen werden verlorengehen, weil die Lehrer wesentlich mehr Stunden unterrichten müssen.

6) Ein bitterer Beigeschmack: Die Privatschulen reiben sich jetzt schon die Hände. Eltern, die eine bessere Bildung für ihre Kinder wünschen, werden dafür viel zahlen müssen. Die es sich nicht leisten können, werden mit dem öffentlichen Schulwesen vorlieb nehmen müssen. Derzeit hat noch jeder Schüler Zugang zu höherer Bildung, wenn er es möchte und sich entsprechend anstrengt, unabhängig vom Gehalt der Eltern.

7) Dass unsere Arbeitsplätze (Konferenzzimmer) unzumutbar, weil viel zu klein sind, und dass es praktisch kein Unterstützungspersonal gibt und dafür seitens der Regierung auch keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen wurden, ist inzwischen hoffentlich hinreichend bekannt.

8) Wenn Anfänger in der Induktionsphase (= Praktikum) bis zu geplanten vierundzwanzig Stunden halten müssen, sind sie maßlos überfordert und haben wenig Gelegenheit, mit einem Mentor gemeinsam zu üben, erproben, festigen.

9) Dass diese parallel dazu, selbst wenn sie in Randbezirken arbeiten, das Masterstudium an der Universität innerhalb von fünf Jahren abschließen müssen, ist einfach unmöglich. Dieses Ansinnen grenzt an Irrsinn.

10) Also werden viele an höheren Schulen ohne Master unterrichten. Das wiederum senkt (siehe oben) gewaltig das Niveau.

11) Und viele werden die Einstiegsphase gar nicht machen können bzw. jahrelang darauf warten müssen, weil dafür freie Stunden an den Schulen vorhanden sein müssen. Da aber gleichzeitig Arbeitsplätze verloren gehen, wird das extrem schwierig.

Ich könnte noch eine Handvoll Argumente anführen, die gegen dieses äußerst bildungsfeindliche (und für höhere Schulen geradezu existenzbedrohende) Lehrerdienstrecht sprechen. Doch das würde den Rahmen hier sprengen. Und ich habe noch kein Wort über finanzielle Einbußen verloren. (Leserkommentar, Harald Pennitz, derStandard.at, 26.11.2013)