Bild nicht mehr verfügbar.

Operation eines Kreuzband-Risses. Um vorherzusagen, wann das Knie wieder voll einsatzfähig ist, entwickelten Tiroler Wissenschafter ein neues Testverfahren.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Einbeiniger Stabilisationstest: Überprüfung der Sprungkoordination im Vergleich von gesundem und verletztem Bein 

Foto: Institut für Sportwissenschaft

Quick Feet Test: Überprüfung der zyklischen Schnelligkeit

Foto: Institut für Sportwissenschaft

Kreuzbandrisse zählen zu den häufigsten und schwersten Verletzungen im Bereich des Kniegelenks - in Österreich werden jährlich etwa 4.000 Rupturen des vorderen Kreuzbandes diagnostiziert. Etwa drei Viertel davon werden operativ behandelt. Tiroler Sportwissenschafter entwickelten nun einen Aktivitätstest, der eine Beurteilung der sicheren Rückkehr zur Aktivität in Beruf und Sport nach einer Kreuzbandverletzung ermöglicht. 

Die zu beobachtende Zunahme an Rupturen des vorderen Kreuzbandes liegt zum einen an verbesserten diagnostischen Möglichkeiten, zum anderen an der steigenden sportlichen Aktivitäten in unserer Freizeitgesellschaft. Die Verletzung ist sehr schmerzhaft und führt zu einer Funktionsstörung oder Instabilität des Kniegelenks und somit zu einer starken Bewegungseinschränkung. In der Regel wird mittels operativer Rekonstruktionen des gerissenen Kreuzbandes behandelt. 

Beurteilung schwierig

Trotz modernster Behandlungs- und Therapiemaßnahmen steht aber hinter der sicheren Rückkehr zur Aktivität der betroffenen Patienten ein großes Fragezeichen. "Grundsätzlich sind die Prognosen für eine Rückkehr zum vorher ausgeübten Aktivitätsniveau nach einer Kreuzbandrekonstruktion äußerst positiv. Klassischerweise geht man nach einer Kreuzbandverletzung von einem Zeitraum von etwa sechs bis neun Monaten aus, bis eine Rückkehr zu Risikosportarten möglich ist", sagt Knieexperte Christian Fink.

Doch die Beurteilung des sicheren Zeitpunktes der Rückkehr zur Aktivität in der Berufswelt und im Sport nach einer Kreuzbandverletzung ist schwierig, bis dato gab es auch kaum international standardisierte Testverfahren. Die Sportsclinic Austria, das Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck und die Sporttherapie Huber in Innsbruck haben daher in mehrjähriger Forschungsarbeit einen innovativen Aktivitätstest entwickelt.

Sieben verschiedene Tests

Der von Sportwissenschaftern, Chirurgen und Physiotherapeuten nun entwickelte Knie-Check "back in action" dauert etwa 40 Minuten und setzt sich aus einer Testbatterie von insgesamt sieben Tests aus den Bereichen Kraft, Sensomotorik und Koordination zusammen. Mit Hilfe dieser Tests und dem Vergleich zu Normwerten – diese wurden in einer Studie an gesunden Probanden verschiedener Altersgruppen  - wird der aktuelle Status des verletzten Kniegelenks von betroffenen Kreuzband-Patienten erhoben.

Funktionstests des Kniegelenks sind aber in der physiotherapeutischen Betreuung von Kreuzband-Patienten nötig, weil sie als Entscheidungshilfe für den sicheren Zeitpunkt der Rückkehr zur Aktivität dienen. "Diese Tests stellen für Physiotherapeuten und Patienten ein wichtiges und objektives Feedback dar. Es besteht nämlich oft ein großer Unterschied, zwischen der Leistung die sich ein Patient zutraut, und der Leistung, zu der er tatsächlich imstande ist", so Sporttherapeut Reinhard Huber.

Objektiver Eignungstest 

"Uns erschien es wichtig, ein Testverfahren zu entwickeln, das einfach umsetzbar und dennoch aussagekräftig ist. Das von uns entwickelte neue Testverfahren ist ein aktiver und objektiver Eignungstest, der diesen Anforderungen gerecht wird", so die Initiatoren. Das neue Testverfahren liefere zudem wertvolle Daten für die künftige Behandlung von Kreuzband-Verletzungen liefern.

"Das Risiko bei jüngeren Patienten zwischen 15 und 25 Jahren nach einer verfrühten Sportrückkehr erneut eine Kreuzbandverletzung zu erleiden, liegt bei zwanzig Prozent. Wir wollen zeigen, dass sich mit dem neuen Test das Risiko einer erneuten Kreuzbandruptur senken lässt", sagt Fink. Auch soll der neue Check bei der Prävention und auch bei der Auswahl der angewandten Operationsmethoden neue Impulse geben. (red, derStandard.at, 27.11.2013)