Wien - Ein Student, der in Wien lebt, gibt hier 182 Euro für Essen aus, 45 Euro für Kleidung, 58 Euro für öffentliche Verkehrsmittel oder Auto, 30 Euro für Kommunikation, 83 Euro für Freizeit. 105 Euro fallen in andere Kategorien.

Insgesamt liegt die Wertschöpfung der Wiener Hochschulen bei jährlich 2,29 Milliarden Euro. Das ergab eine Studie des Instituts für Stadt- und Regionalforschung im Auftrag des Universitätsbeauftragten der Stadt Wien, Alexander Van der Bellen. Der grüne Politiker will mit der Studie mehr Wertschätzung für die Hochschulen in der Gesellschaft erreichen.

Die Studie wurde am Freitag präsentiert. Dafür wurde die Wertschöpfung der neun Universitäten, fünf Fachhochschulen und vier Privatuniversitäten in Wien berechnet. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2011. Die Studienautoren berechneten, wie viel Studierende und Universitätsangestellte in Wien ausgeben und wie viel Geld die Hochschulen durch Universitätsbauten investieren. Ebenfalls beachtet wurde, wie viel Geld Wissenschafter ausgeben, die Kongresse oder Konferenzen der Hochschulen in Wien besuchen. In Summe kamen die Autoren dabei auf 2,29 Milliarden Euro pro Jahr. Alle Ausgaben wurden um Kaufkraftabflüsse in andere Regionen bereinigt.

Nicht beachtet wurde, wie viel Geld die Stadt Wien für Studenten und Hochschulen ausgibt. So werden etwa die Fachhochschulen von 2010 bis 2014 mit 18 Millionen Euro gefördert. Laut Voranschlag für das Budget 2013 wurden für die Förderung von Wissenschaft und Forschung 8,3 Millionen Euro ausgegeben.

"Region Wien profitiert"

"Hochschulen sind ein Wirtschaftsfaktor, von dem die Region Wien enorm profitiert", schreibt Van der Bellen im Vorwort zur Studie. Er hofft, dass sich die Stadt Wien angesichts dieser Zahlen mehr für die Universitäten und Fachhochschulen zuständig fühlt. Mit einer freundlichen und einfachen Verwaltungs- und Servicekultur und einer klassischen Forschungsförderung könne man etwa das Umfeld für Hochschulen positiv gestalten.

Studenten sorgen für Kaufkraft in Wien. (Foto: APA/Fohringer)

Fast zehn Prozent der Bevölkerung sind Studenten

Insgesamt leben in Wien und Umgebung 184.755 Studentinnen und Studenten. Das sind fast zehn Prozent der Gesamtbevölkerung in Wien. In der Altersgruppe zwischen 19 und 26 Jahren ist sogar jeder Zweite, der in Wien lebt, an einer Hochschule inskribiert. Zu beachten ist hier allerdings, dass einige Studenten an mehreren Hochschulen eingeschrieben sind, die absolute Zahl könnte also geringer sein. Laut der Studie, die sich hier auf die Studierendensozialerhebung beruft, geben diese Studenten im Monat 895 Euro aus. Gemeinsamen mit jenen Studenten, die im Umland leben und auch Geld in Wien ausgeben, ergibt das Gesamtausgaben von rund 146 Millionen Euro pro Monat, also etwa 1,8 Milliarden Euro pro Jahr.

Mehr Angestellte als Bank Austria

Die Hochschulen sind zudem ein bedeutender Arbeitgeber in der Stadt Wien. Insgesamt sind 13.400 Angestellte tätig, das ist ein Fünftel der unselbstständig Beschäftigten. Die Universität Wien hat mit 9.496 mehr Angestellte als das größte privatwirtschaftliche Unternehmen. Die Bank Austria beschäftigt 7.325 Angestellte. Insgesamt geben die Hochschulen 560 Millionen Euro für Personalkosten aus. Für die Kaufkraft der Angestellten relevant sind von diesem Geld knapp 300 Millionen Euro.

240 Millionen an Betriebe

Neben den hohen Personalausgaben geben die Universitäten 354 Millionen für allgemeine Ausgaben aus. Darunter fallen Sachausgaben, Kosten für die Erhaltung und Instandsetzung von Gebäuden und Investitionen. Besonders viel wird für Gebäudemieten ausgegeben. Die Universität Wien zahlte dafür 2011 etwa 80 Millionen Euro, das ist die Hälfte aller Sachausgaben. Laut der Studie fließen den Wiener Betrieben für Ausgaben für Betriebsmaßnahmen, Instandhaltung und den laufenden Betrieb 240 Millionen Euro jährlich zu.

Die Autoren empfehlen der Stadt Wien angesichts der Zahlen, den Hochschulen mehr Aufmerksamkeit als bisher zu schenken. So solle etwa die Forschung selbst mehr Beachtung finden. Die Politik dürfe die Hochschulen nicht als eine "fix gegebene Konstante" hinnehmen, sondern als Akteure mit beträchtlichem Gestaltungspotenzial für städtische Entwicklungsprozesse. (Lisa Aigner, derStandard.at, 27.11.2013)