Harsche Kritik von Theo Zwanziger, Medienschelte durch Joseph S. Blatter und die Hoffnung auf die Ausreise für Zahir Belounis: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 sorgt weiter für Diskussionen und Zündstoff.

Der im Emirat am Persischen Golf in "Gefangenschaft" geratene französische Profi Belounis hat nach langem Leiden ein Ausreisevisum erhalten und wird am Donnerstag nach Paris zurückkehren. Das bestätigte sein Bruder Mahdi bei Twitter. Belounis bedankte sich vor allem bei den vielen Unterstützern der vergangenen Wochen: "Wenn ich dann draußen bin, dann wegen Eures tollen Engagements und Eurer Unterstützung für Menschenrechte."

Zwanziger äußert Unverständnis

Unterdessen hat Zwanziger (68), der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), erneut sein Unverständnis über die Vergabe der WM-Endrunde 2022 nach Katar zum Ausdruck gebracht. "Diese Entscheidung habe ich nie verstanden, und ich werde sie auch nie verstehen. Je länger diese Diskussion andauert, desto größer wird mein Eindruck, dass das eine der größten Fehlentscheidungen war", sagte der 68-Jährige bei einer Sportdebatte von Zeit online in Berlin: "Eine WM gibt man nicht in ein Land, das halb so groß ist wie Hessen und Temperaturen ausweist, bei denen man nicht spielen kann, wodurch dann Terminverschiebungen diskutiert werden."

Blatter vs. Medien

Dagegen versucht Weltverbands-Chef Blatter den Medien den Schwarzen Peter zuzuschieben. "Die Kritik, vor allem die der europäischen Medien, an der WM-Vergabe ist völlig überzogen und ungerechfertigt", sagte der 77-Jährige in Kuala Lumpur. Es sei nicht fair, wie die internationalen Medien im Vorfeld über diese WM-Endrunde in einem arabischen Land berichten, ohne mit den Umständen in diesem Land vertraut zu sein.

Forderungen, die WM 2022 in ein anderes Land zu verlegen, seien völlig absurd. "Wir haben die Entscheidung, eine Weltmeisterschaft in der arabischen Welt zu spielen, getroffen, und wir werden die WM in Katar ausrichten", sagte der Schweizer. Die FIFA werde die Golfnation in allen Punkten unterstützen, damit die erste WM auf arabischem Boden ein unvergessliches Erlebnis werde.

Neue Vergabekriterien

Zwanziger soll indes auf Wunsch der FIFA an der Ausarbeitung härterer Vergabekriterien für künftige WM-Turniere mitarbeiten. Mit dieser Maßnahme hatte der Weltverband auf die anhaltende Kritik an der Vergabe der WM 2022 nach Katar reagiert. Zwanziger, Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, soll die Richtlinen gemeinsam mit dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) erstellen. Katar steht auch aufgrund der miserablen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen heftig in der Kritik.

Licht im Fall Belounis

Unterdessen reagierte auch die internationale Spielergewerkschaft FIFpro erleichtert auf die bevorstehende Ausreise von Belounis: "Wir sind hoch erfreut, dass Belounis' Qual bald vorbei ist." Der 33-Jährige war im Gastgeberland der WM 2022 mehr als ein Jahr lang Opfer des sogenannten Kafala-Systems. Als Bürge hat Belounis' Verein bei dessen Einreise den Pass bis zum Vertragsende eingezogen. Nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung hatte der Verein die für eine Ausreise nötigen Papiere nicht mehr herausgerückt.

2010 war Belounis zum katarischen Armeeklub Al-Jaish gewechselt und hatte den Verein als Kapitän in die erste Liga geführt. Danach wurde er nicht mehr gebraucht. Sein Vertrag besitzt zwar noch bis 2015 Gültigkeit, Gehalt hatte Belounis aber schon seit Monaten nicht mehr gesehen.

Danach hatte er sich mit Schreiben an den dreimaligen Weltfußballer Zinedine Zidane und an Bayern Münchens Trainer Pep Guardiola gerichtet, die sich als Botschafter "sicherlich mit guten Absichten", wie Belounis schrieb, für eine WM-Vergabe an das Emirat eingesetzt hatten: "Ich bin ein Opfer, und das System in Katar wird mich noch umbringen." Sein Fall hatte zuletzt die internationale Kritik an dem heftig umstrittenen WM-Gastgeber von 2022 noch verstärkt. (sid, 27.11.2013)