Die US-Rating-Agentur Standard & Poor's vermiest Italiens größtem Versicherer, Generali, das große Fest. Am Vorabend des Investorentages, als Generali-Chef Mario Greco den Erfolg seines Sparkurses präsentieren wollte, hat die US-Rating-Agentur Europas drittgrößte Assekuranz mit einem negativen Ausblick bedacht und den Versicherer auf ihre Beobachtungsliste gesetzt.

Dies bedeutet, dass die Kreditwürdigkeit - aktuell noch zwei Stufen über Italien - abgestuft werden könnte. Als Grund gaben die S&P-Analysten den hohen Anteil von Staatspapieren an, den Generali im Portefeuille hält. Zu Jahresbeginn waren es 58 Mrd. Euro, die bis Jahreswende 2014 auf 55,5 abgeschmolzen werden sollen. "Geht Italien in Konkurs, dann zieht es Generali mit", heißt die Begründung von S&P. Die Finanzmärkte reagierten relativ gelassen, nach anfänglichen Kursverlusten legten Generali um zwei Prozent zu.

"Die S&P-Bewertung ist reine Ansichtssache. Die Einschätzung des Marktes entspricht nicht immer der Realwirtschaft", kommentierte Finanzexperte Donato Masciandro von der Mailänder Elite-Universität Bocconi das Urteil der Ratingagentur. Im Gespräch mit dem Standard verglich er die Bewertungen der US-Bonitätsprüfer mit Sprüchen von Wahrsagern und plädierte dafür, dass die Zentralbanken jedes Landes und nicht private Rating-Agenturen Länder- und Unternehmensrisiken bewerten sollten.

Der seit 15 Monaten amtierende Generali-Chef Mario Greco pries unterdessen in London den Erfolg seines neuen Kurses und versprach weitere Einsparungen. Greco fokussiert auf das Kerngeschäft, nichtstrategische Beteiligungen werden abgestoßen. In den letzten zwölf Monaten wurden Assets im Wert von 2,9 Mrd. Euro veräußert, bis 2015 sollen es insgesamt vier Mrd. Euro sein. Strenges Kostenmanagement soll bis 2015 weitere 150 Millionen bringen, heuer waren es bereits 200. Bis 2016 peilt der Versicherungsmanager Einsparungen von einer Milliarde Euro an. (Thesy Kness Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 28.11.2013)