Die mutmaßliche Spielmanipulations- und Wettbetrugsaffäre im österreichischen Fußball weitet sich aus: Am Mittwoch wurde der ehemalige Bundesliga-Spieler des SV Grödig, Dominique Taboga (31), in Kärnten festgenommen. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher, sagte am Donnerstag, dass gegen den Ex-Fußballer ein Antrag auf U-Haft gestellt werde.

Spielmanipulation, Wettbetrug, Veruntreuung

Gegen Taboga werde wegen Betrugs in Zusammenhang von Spielmanipulation und Wettbetrug ermittelt, weiters wegen Veruntreuung, erklärte der Staatsanwalt. Taboga war offenbar an bundesweiten Spielmanipulationen beteiligt. Der 31-Jährige soll zudem 5.000 Euro aus der Mannschaftskasse des SV Grödig genommen und in die eigene Tasche gesteckt haben.

Taboga, der seit 14. November nicht mehr Spieler des SV Grödig ist, wurde bereits in die Justizanstalt Salzburg überstellt. Dort sitzen seit 15. November Ex-Teamspieler Sanel Kuljic (36) sowie Sulim D. (32) in Untersuchungshaft. Sie sollen Taboga erpresst haben. Gegen sie wird ebenfalls wegen des Verdachts der Spielmanipulation und des Wettbetrugs ermittelt.

Abgelehnte Angebote

Taboga hatte am 11. November gegenüber der Polizei in einer Anzeige angegeben, dass er erpresst werde. Tags darauf wurden Kuljic und dessen mutmaßlicher Komplize Sulim D. in Anif bei Salzburg von der Eliteeinheit Cobra festgenommen. Über die beiden wurde am 15. November in Salzburg die Untersuchungshaft verhängt. Sie bestritten aber vehement, Taboga erpresst und bedroht zu haben.

Vorerst blieb Taboga noch auf freiem Fuß. Anfangs wurde er von der Polizei in einer Pressekonferenz noch als Opfer bezeichnet. Doch sehr bald stellte sich heraus, dass der 31-Jährige in die Spielmanipulationsaffäre offenbar tief involviert ist. In einer polizeilichen Einvernahme gestand er schließlich, dass er insgesamt sieben Fußballspieler unterschiedlicher Bundesliga-Vereine für eine Spielmanipulation gewinnen wollte. Diese hätten aber alle abgelehnt, erklärte Taboga.

"Etwas unter 30.000 Euro" bezahlt

Der Ex-Grödig-Spieler hatte der Polizei am 11. November geschildert, dass er wegen des entgangenen Wettgewinns unter Androhung von Gewalt gegen sich und seine Familie erpresst worden sei. Er habe schließlich "etwas unter 30.000 Euro" an seine Erpresser bezahlt, erklärte Taboga. Kuljic wies jedoch jede Schuld von sich. Taboga habe bei ihm private Schulden, und zwar rund 65.000 Euro für Einrichtungsgegenstände, rechtfertigte sich der Ex-Teamspieler.

Den Vernehmungsprotokollen zufolge wollte Taboga die Schulden in Raten abbezahlen. Zur Schuldenbegleichung leaste er auch einen BMW Mini Cooper für Kuljic. Sulim D. schlüpfte offenbar für Kuljic in die Rolle des Geldeintreibers.

Kuljic weiter in U-Haft

Kuljic und Sulim D. müssen wegen Verdunkelungsgefahr weiterhin in U-Haft bleiben. Das ist das Ergebnis der Haftprüfungsverhandlung vom Donnerstag am Landesgericht Salzburg. Kuljic wird wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und wegen schwerer Erpressung beschuldigt. Die U-Haft wurde für beide für einen Monat verlängert.

Der Verteidiger von Kuljic, der Salzburger Rechtsanwalt Franz Essl, erklärte am Donnerstag: "Mein Mandant hat mit Wettbetrug nichts zu tun. Die Vorwürfe sind auch leicht zu entkräften: Vorwiegend geht es um Spiele des SV Kapfenberg. Zum Zeitpunkt dieser Spiele spielte mein Mandant großteils gar nicht beim SV Kapfenberg, sondern beim FCS Xamax Neuchatel. Bei einem Spiel - SV Kapfenberg gegen Red Bull Salzburg am 17. März 2012 (Endstand 0:1, Anm.) - hat mein Mandant nur die 1. Halbzeit gespielt, und es stand damals 0:0."

Trennung am 14. November

Der Fußball-Bundesligist SV Grödig trennte sich am 14. November einvernehmlich von Taboga, nachdem dieser gegenüber Vereinsmanager Christian Haas zugegeben hatte, er habe im vergangenen Winter vier Mitspieler zur Spielmanipulation anstiften wollen. Es sei aber zu keiner Spielmanipulation gekommen, soll Taboga laut Haas bei dem Gespräch beteuert haben.

Das Bundeskriminalamt in Wien ist mit den Ermittlungen in Zusammenhang mit Spielmanipulation und Wettbetrug betraut. Über die konkrete Zahl der in Verdacht geratenen Personen wird offiziell keine Auskunft gegeben. (APA, 28.11.2013)