Der US-Versandhändler Amazon hat im deutschen Brandenburg sein neuntes Versandzentrum eröffnet. Das Unternehmen habe nahe Berlin bisher rund 1000 Mitarbeiter neu eingestellt, sagte Standortleiter Karsten Müller am Donnerstag bei der Eröffnung. Amazon beschäftigt in seinen Logistikzentren deutschlandweit nach eigenen Angaben insgesamt rund 9.000 Mitarbeiter sowie bis zu 14.000 weitere Saisonkräfte.
Mitarbeiter von Zalando
Im Logistikzentrum Brieselang waren von 1996 bis zur Schließung 2012 durch einen Logistik-Dienstleister Kataloge und Waren für das mittlerweile insolvente Versandhaus Neckermann versandt worden. Durch die Insolvenz verloren gut 120 Mitarbeiter ihren Job. Ein Großteil der neuen rund tausend Amazon-Mitarbeiter, von denen ein Teil Saisonkräfte für das Vorweihnachtsgeschäft sind, wurde über Jobcenter aus Berlin und Bandenburg vermittelt. Ein kleinerer Teil der Mitarbeiter stammt vom unmittelbar benachbarten Versandzentrum des Konkurrenten Zalando. Zalando hatte seinen Stundenlohn vor der Amazon-Eröffnung im Lager Brieselang zwar deutlich angehoben, liegt bei der Entlohnung jedoch noch immer unterhalb der Löhne des weltgrößten Versandhändlers.
Die überwiegend angelernten Angestellten von Amazon erhalten nach Unternehmensangaben ein Einstiegsgehalt von mindestens 9,55 Euro je Stunde, im zweiten Jahr mindestens 10,47 Euro. Zusätzlich gebe es Bonuszahlungen sowie weitere freiwillige Arbeitgeberleistungen.
Tarifverhandlungen verweigert
Amazon entlohnt seine Mitarbeiter bisher zu für Arbeitnehmer ungünstigen Regelungen des Logistikgewerbes. Der Versandhändler verweigert formelle Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di und regelt Tarifbedingungen hausintern mit Betriebsräten und in Mitarbeiterforen. Nach Amazon-Angaben liegt das Durchschnittseinkommen in den Logistikzentren nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit um fünf, nach zwei Jahren um zwölf Prozent über den vergleichbaren regionalen Logistik-Tarifverträgen.
Ver.di will Amazon in die Tarifbindung ziehen und die für Arbeitnehmer günstigeren Tarifbedingungen des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Das wäre regional unterschiedlich mindestens ein Euro je Stunde mehr, als Amazon derzeit zahlt. An den Amazon-Standorten Leipzig und Bad Hersfeld streiken Beschäftigte seit Wochen immer wieder, um die Forderung durchzusetzen. (APA, 28.11.2013)