London/Wien – Wir Menschen tun es zwar nicht gemeinsam, aber doch an stillen Orten, die meist von anderen Artgenossen mitbenützt werden. Bei vielen Säugetierarten – insbesondere den großen Pflanzenfressern in Afrika – sind gemeinsam genützte Latrinen ebenfalls üblich.
Warum Elefanten, Nashörnern oder Antilopen ihr großes Geschäft an speziell dafür ausgewählten Orten verrichten, hat wichtige Funktionen: Gemeinsames Abkoten dient der Kommunikation, der Fortpflanzung aber auch dem Schutz vor Darmparasiten.
Seit wann aber ist diese Praxis üblich? Argentinische Paläontologen haben in der Provinz La Rioja die bisher ältesten öffentlichen Aborte der Welt entdeckt. Beim Fundort handelt es sich um die Chanares Formation im Nordwesten von Argentinien, die zu den wichtigsten Ausgrabungsgebieten für Fossilien aus der Mittleren Trias gehört, also vor rund 240 bis 250 Millionen Jahren – jener Zeit, in der die Dinosaurier entstanden.
Das Team um Lucas Fiorelli vom Nationalen Rat für Wissenschaft und Technologie stieß in der Chañares Formation gleich auf acht dieser uralten Kotansammlungen mit bis zu 90 versteinerten Haufen pro Quadratmeter aus. Wie die Forscher im Fachblatt "Scientific Reports" berichten, stammen die sogenannten Koprolithen (das ist der Fachausdruck für Fossil-Kacke) höchstwahrscheinlich von Vertretern aus der Gattung der sogenannten Dicynodontia. Die spezielle Art dürfte ähnlich wie Nilpferde oder Nashörner ausgesehen haben, aber eierlegend gewesen sein.
Die Forscher gehen aufgrund der verschiedenen Größen der Exkremente davon aus, dass ganze Herden das Areal als gemeinsame Latrine nutzten. Die umfangreichen prähistorischen Kotfunde dürften freilich noch ein anderes Rätsel lösen: Bisher war unklar, ob die Dicynodontiern Fleischfresser waren, was Schädel und Knochenfunde nahelegten. Der neue Fund deutet darauf hin, dass zumindest die in dieser Gegend lebende Gruppe sich rein pflanzlich ernährte. (tasch, DER STANDARD, 29.11.2013)