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Statt im Norden wurden in Italien zu viele Kfz-Prämien im Süden verkauft, wo die Schadenshäufigkeit viel höher sei. Die Höhe der Prämie habe dem nicht Rechnung getragen.

Foto: Reuters

Wien - Die Donau Versicherung, eine Tochter der Wiener Städtischen, die wiederum der VIG gehört, war viele Jahre solide in Italien als Sachversicherung aktiv. Das änderte sich, als Franz Kosyna Donau-Chef wurde. Kosyna hat, berichten Insider dem Standard, die vorsichtige Zeichnungspolitik seiner Vorgänger völlig auf dem Kopf gestellt, insbesondere durch das aggressive Einkaufen von Prämienvolumen in der Kfz-Versicherung.

Diese vermeintliche Erfolgsstory durch den Zugewinn an Marktanteilen wurde durch emsige Agenturen verschärft, die die Kfz-Verträge brachten. Auch regional kam es zur Schieflage. Statt im Norden wurden viel mehr Verträge im schadensanfälligeren Süden lukriert. Dem stark aus Süditalien hereinströmenden Autogeschäft hätten aber weder die Tarife noch die Rabattpolitik Rechnung getragen, analysierte VIG-Chef Peter Hagen am Donnerstag.

Warum man so spät auf die Schieflage der Tochter in Italien aufmerksam wurde? Die ausgelagerte Schadenserledigung hat 10.000 Schäden nicht abgewickelt. "Das hat alles super ausgeschaut", berichtete Hagen. Man hatte zwar Vorsorgen getroffen, allerdings viel zu wenige, wie sich herausstellte.

Reißleine

Jetzt hat die VIG die Reißleine gezogen: In Italien wurde das Management ausgetauscht, ein Sanierungsmanager übernahm das Kommando. Man ziehe sich schrittweise aus Italien zurück. Heuer wird ein Verlust im hohen zweistelligen Millionenbereich in Italien erwartet. Kfz-Polizzen dürfen nur mehr in Verbindung mit einem anderen Versicherungsprodukt verkauft werden.

In der Donau Versicherung in Wien ist mittlerweile die Finanzmarktaufsicht vorstellig geworden. Personelle Konsequenzen bei der Donau in Wien werden nach Vorliegen der Prüfberichte gezogen. Fix ist bisher nur, dass Kosyna, der sich mittlerweile zum VIG-Vize hochgearbeitet hat, und sein Kollege Roland Gröll den VIG-Vorstand per Jahresende verlassen. Sie bleiben aber im Konzern.

In den ersten neuen Monaten mussten in Wien 50 Mio. Euro für das Italien-Geschäft vorgesorgt werden.

Aufräumen

"Wir räumen gnadenlos auf", versichert Hagen und meint damit das Geschäft mit Kfz-Polizzen in Rumänien. Hier ist die Zahlungsmoral der Kunden ebenso ein Problem wie die ruinöse Konkurrenz der lokalen Versicherer in der Kfz-Sparte. Deren Prämie liegt bei einem Drittel von jenen der VIG. Der Verlust in den ersten drei Quartalen summierte sich auf 36,1 Mio. Euro. Im Halbjahr wurde eine Firmenwertabschreibung um 75 Mio. Euro vorgenommen.

In Polen, wo die VIG an sich erfolgreich agiert, wurde das komplette Management ausgetauscht, nachdem zu viele kurzfristige Einmalerläge angenommen wurden. Das entsprach nicht den Vorgaben, so Hagen.

Der Verkauf des bulgarischen Pensionsfonds Doverie stockt, weil der Käufer seit fünf Monaten den Deal nicht bei der örtlichen Aufsicht angemeldet hat. Laut Hagen hätte der Käufer, United Capital, ein Unternehmen mit russischem Eigentümer, vertraglich ein Jahr Zeit, den Deal zu finalisieren. Käme es zu einer Neuausschreibung des Verkaufs, würden das bestimmte bulgarische Investoren gerne sehen", sagt Hagen.

Lebensversicherung

Eine Lebensversicherung ohne garantieren Zinssatz kommt für den VIG-Chef in Österreich nicht infrage. "Das wäre eine Kapitulation der klassischen Lebensversicherung." Die VIG könnte sich die Niedrigzinsphase problemlos noch zehn bis 15 Jahre leisten. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 29.11.2013)