Das war knapp. Im Profil konnte Rainer Nikowitz Monika Lindner gerade noch in einen Dialog mit Frank Stronach vertieft vorführen, und schon war sie weg. Jetzt wird ihr Abgang als Reinigungsprozess einer Partei verkauft. Auch andere Parteien könnten ja Reinigungsprozesse brauchen, aber kaum je musste eine Partei so rasch nach ihrem Entstehen in die Reinigung. Der Lohn für so viel Sauberkeit beträgt 46.228 Euro mehr Klubförderung, ist aber nur der Parlamentsmathematik zuzuschreiben, nicht mit höherer politischer Leistung verdient. Dabei war alles nur Zufall. Hätte der inzwischen geputzte Ex-Klubobmann Robert Lugar Frau Lindner nicht zur Speerspitze gegen ORF, Raiffeisen und Erwin Pröll umzuschmieden versucht, könnte sie heute noch der Aufwühlung des Nationalrates mit ihren humanitären Anliegen entgegenfiebern.

In einer normalen Partei wäre der Vorfall auch nicht damit abgetan, dass der Teamchef seine Freude über den Ausgang eines Betriebsunfalls äußert, den letztlich er selbst verursacht hat, und niemand wagt es, nachzufragen. Der Glaube, wer das Gold hat, schafft an, führt leicht auch zu wahnhaftem Verhalten bei den Angeschafften, beispielsweise zur Überschätzung des eigenen Tauschwerts. Wer die niederösterreichische Volkspartei als Trampolin zum Absprung in eine größere Öffentlichkeit nutzt, sollte stets Obacht geben, dass auch genug Wasser im Bassin ist. Irgendetwas muss sich Frau Lindner doch gedacht haben, als sie von Stronach mit offenen Armen empfangen wurde. Dass es nicht der Anlauf zu einem Seniorenstudium in angewandter Politik gewesen ist, sondern eine handfeste politische Erwartung, hätte ihr auch ohne die Nachhilfe Lugars und schon vor dieser klar sein müssen. Anders als Stronachs Verfahren, sich eine Partei zusammenzukaufen, war ihr Ausflug in die Politik von Anfang an eher eine Skurrilität als ein Schaden für die Demokratie. Lehrgeld hat sie gezahlt, Vorwürfe der Freunderlwirtschaft und eine FPÖ-Anzeige wegen des Verdachts der Untreue schaden nicht nur ihr persönlich, sondern auch ihrem humanitären Engagement. Bleibt als Trost, dass ihr Onkel Frank nichts nachträgt, sondern alles Gute für die Zukunft wünscht.

Die Zukunft seines Teams ist damit zwar finanziell besser abgesichert, der Bedarf an weiterer Reinigung jedoch aufrecht. Mandatare, die das Kommunikationsmittel E-Mail von Erotik ableiten, aber leider von solcher, wie sie aus Kärntner Männerrunden zur Förderung der innerparteilichen Kommunikation gezielt in den Boulevard wuchern darf, wirken nicht nur unzeitgemäß, sondern auch nicht so sauber, wie die Vertreter einer Partei sein sollten, die sich angeblich der Sauberkeit verschrieben hat. Dass der Teamchef von Zeit zu Zeit ankündigt, sich in absehbarer Zeit selber aus dem Nationalrat säubern zu wollen, ist erfreulich, kann aber nicht alles sein.

Darauf herumzureiten, dass für Frau Lindner nun eine gewesene Schönheitskönigin nachrückt, ist unangemessen. Kommt diese auch nicht aus Erwin Prölls Stall, könnte sie doch politische Qualitäten haben. Wo diese liegen, ist bis jetzt nicht bekannt, noch ist sie also davor gefeit, zu einer Speerspitze umgeschmiedet zu werden. Eh besser. (Günter Traxler, DER STANDARD, 29.11.2013)