Die jüngsten Aufnahmen des Weltraumobservatoriums SOHO zeigen eine schweifartige Struktur, die sich von der Sonne entfernt. Die Helligkeit dieser Struktur hat jedoch immer mehr abgenommen.

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ISON bei der Annäherung an die Sonne, aufgenommen von der Raumsonde STEREO-A.

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Hier fliegt ISON in den Aufnahmebereich von SOHO ein (die Sonnenscheibe in der Mitte ist abgedeckt).

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Washington - Forscher versuchen weiter das Schicksal des Kometen C/2012 S1 (ISON) zu klären. Ob er den Vorbeiflug an der Sonne am Donnerstagabend überstanden hat, sei weiter unklar, sagte eine Sprecherin des Max-Planck-Institutes für Sonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg-Lindau.

Inzwischen gibt es Anzeichen dafür, dass zumindest ein Teil des Kometen die Passage überstanden haben könnte - etwa Aufnahmen des Weltraumobservatoriums SOHO. Allerdings sind sich Astronomen noch nicht darüber einig, was genau auf den jüngsten SOHO-Aufnahmen zu sehen ist: Ein Rest des Kometenkerns oder nur Staub. Die Unsicherheit ergibt sich aus der zeitverzögerten Auswertung der Daten, die die Weltraumsonden liefern.

Unterschiedliche Interpretationen

Der Staubschweif des Kometen sei inzwischen zweigeteilt, sagte Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Ein Teil des Schweifes bestehe aus Staubteilchen, die deutlich vor der Sonnenpassage emittiert wurden. Der andere Teil enthalte dagegen Material, dass erst während des Vorbeiflugs ausgestoßen wurde. "Das deutet darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt zumindest noch ein Teil des Kerns existierte und aktiv war."

Bilder des Instruments Lasco an Bord von SOHO deuteten Max-Planck-Forscher am Samstag so, dass der Komet zum Zeitpunkt seiner größten Sonnenannäherung noch einen aktiven Kern geghabt habe, der Gas und Staub spuckte. Etwa zwei Stunden nach der Perihelpassage hätten sich jedoch keine Anzeichen mehr für eine derartige Produktion gefunden.  Auf aktuellen Aufnahmen nimmt die Helligkeit des offenbar inaktiven Kometen allmählich ab. Eine "große Kometenshow" werde es mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr geben.

"Wahrscheinlich zerlegt"

Der Kometenexperte Gerhard Schwehm von der Europäischen Weltraumorganisation ESA hielt es am Freitag für wahrscheinlich, dass ISON bereits während der Annäherung an die Sonne zerstört wurde. "In der Nähe der Sonne hat man nichts gesehen. Wenn er überlebt hätte, hätte man ihn eigentlich sehen müssen", sagte Schwehm unter Berufung auf Aufnahmen der Beobachtungssatelliten Proba-2 und SDO. "ISON ist wahrscheinlich durch die Sonne zerlegt worden."

Endgültige Gewissheit über das Schicksal des Kometen erwartete Schwehm in ein bis zwei Wochen. "Wenn wir in zehn Tagen noch etwas beobachten können, hat er doch überlebt", erklärte der ESA-Wissenschafter. Auf der Nordhalbkugel müsste der Komet dann sogar mit bloßem Auge oder Feldstecher zu beobachten sein.

Zunächst keine Spur

In den ersten Stunden nach dem Vorbeiflug hatten noch weder das Solar Dynamics Observatory noch das gemeinsam von NASA und ESA betriebene SOHO eine Spur des Kometen gefunden, obwohl sie "sehr gute Detektoren für Kometen" seien, sagte der Astronom Dean Pesnell. Die Kometenexpertin Carey Lisse von der John Hopkins Universität hatte den Komet zuvor mit einem "losen Schneeball" verglichen, der zu 30 oder 50 Prozent aus Wassereis bestehe. Zudem sei er mit 1,2 Kilometer Durchmesser eher klein.

ISON hatte am Donnerstag gegen 19.30 MEZ den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreicht. Zu diesem Zeitpunkt betrug sein Abstand zu unserem Zentralgestirn nur noch einen Sonnendurchmesser. Bei einer Entfernung von 1,17 Millionen Kilometern war er Temperaturen von 2.700 Grad Celsius ausgesetzt und verlor drei Millionen Tonnen pro Sekunde. Es war daher damit gerechnet worden, dass der aus der eisigen Tiefe des Weltraums heranfliegende Komet dies nicht überleben würde.

4,5 Milliarden Jahre alt

Spekulationen über ein mögliches Ende des Kometen hatten bereits am Donnerstagnachmittag neue Nahrung erhalten: Bilder von SOHO hatten gezeigt, dass die Helligkeit von ISON kurz vor seiner dichtesten Annäherung an die Sonne deutlich abgenommen hatte. ISON fasziniert Astronomen, seitdem er im September 2012 von russischen Forschern entdeckt wurde, da sein Ursprung rund 4,5 Milliarden Jahre bis in die Anfänge des Sonnensystems zurückreicht.

ISON dürfte sich vor mehreren Millionen Jahren aus der Oortschen Wolke gelöst haben. Battams betonte, es sei noch nie ein solcher Komet aus der Oortschen Wolke gesehen worden, der sich derart der Sonne nähere. (APA/red, 29.11.2013)