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S&P entzieht den Niederlanden das AAA.

Foto: EPA/IAN LANGSDON

Madrid/Den Haag/London - Die Liste jener Staaten, die bei der US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Bestnote AAA haben, wird immer kürzer. Knapp zwei Jahre nachdem Österreich bei S&P seine Top-Bonität eingebüßt hat, verlieren nun die Niederlande ihr "Triple A". Damit gibt es in der Eurozone mit Deutschland, Finnland und Luxemburg nur noch drei Staaten, die von S&P mit der Höchstnote bewertet werden.

Die Ratingagentur entzog am Freitag den Niederlanden ihre Bestnote und stufte das Land von "AAA" auf "AA+" ab. Die Aussichten für die Konjunktur der fünftgrößten Euro-Volkswirtschaft seien nicht mehr so gut wie zuletzt, teilte S&P von London aus mit. Zudem hinkten die Niederlande bei der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf hinter vergleichbaren Nationen her.

Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem fürchtet aber keine Erhöhung der Zinsen am Kapitalmarkt. "Natürlich ist die Herabstufung enttäuschend", heißt es in einer Erklärung des Ministers, der auch Vorsitzender der Eurogruppe ist. "Ich erwarte aber keine Auswirkungen auf die Zinsen." Der Markt habe diese Entwicklung bereits erwartet. "Die Niederlande bleiben eines der kreditwürdigsten Länder der Welt." Die beiden anderen Rating-Agenturen Fitch und Moody's hätten erst kürzlich den Spitzenstatus der Niederlande bestätigt.

13 AAA-Staaten

Weltweit werden von S&P nur noch 13 Staaten mit "AAA" bewertet. Viele davon sind wie Hongkong, Liechtenstein, Luxemburg oder Singapur kleine Nationen, die nur in geringem Volumen Staatsanleihen ausgeben. Von den G-20-Ländern haben derzeit Australien, Deutschland, Großbritannien und Kanada bei S&P die Bestnote inne.

Viele große Länder - darunter mit den Vereinigten Staaten der größte Schuldner der Welt - werden nicht mehr mit "AAA" bewertet. Den USA hat sogar die spektakuläre Abstufung durch S&P im August 2011 nicht geschadet. Das Land musste dadurch bei der Neuverschuldung nicht tiefer in die Tasche greifen. Denn Staatsanleihen der USA gelten als sicherer Hafen.

Im Euroraum hat die Bedeutung von Ratingurteilen spürbar nachgelassen, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2012 zugesagt hatte, den Euro mit allen Mitteln zu verteidigen. Das Sicherheitsnetz der Notenbank, bestehend insbesondere auf dem Anleihekaufprogramm OMT, wird offensichtlich als sehr engmaschig empfunden. Auch in Österreich sind die Anleihenzinsen nach dem AAA-Verlust von S&P gesunken. Österreich wird - so wie nun die Niederlande - von den beiden anderen großen US-Ratingagenturen Fitch und Moody's weiter mit der Bestnote bewertet.

Keine großen Auswirkungen

Die Abstufung der Niederlande auf die zweithöchste Note bei S&P dürfte keine großen Auswirkungen auf den Benelux-Staat haben. Die Abstufung ist vor allem auf die schwachen Aussichten für die Wirtschaft des Landes zurückzuführen. Die S&P-Experten rechnen zwar damit, dass sich die Wirtschaft nach dem Rückgang in diesem Jahr wieder bessern wird. Das Wachstum werde in den kommenden Jahren aber deutlich unter dem langfristigen Durchschnittswert liegen. Positiv sei, dass die Wirtschaftsleistung pro Kopf trotz des schwachen Wachstums weiter hoch bleibt. Zudem sei das Land nach wie vor sehr wettbewerbsfähig. Den Ausblick für die weitere Bewertung belässt S&P deswegen weiter bei stabil.

Etwas optimistischer als zuletzt äußerte sich Standard & Poor's zu den hoch verschuldeten Euroländern Spanien und Zypern. Die Note für den kleinen, hochverschuldeten Inselstaat wurde leicht angehoben. Spanien droht zumindest so schnell keine weitere Abstufung mehr - der Ausblick wurde auf stabil angehoben. S&P hatte die Note für Spanien vor etwas mehr als einem Jahr um zwei Noten auf "BBB-" gesenkt. Damit ist das südeuropäische Land nur noch einen Schritt vom sogenannten Ramschniveau entfernt.

Zeitgleich hat S&P auch den Ausblick für Montenegro von stabil auf negativ gesenkt. Für die Regierung in Georgien wurden sowohl Rating als auch Ausblick bestätigt. (APA, 29.11.2013)