Wien - Die Liste der "Probleme und Mängel bei Beteiligungen der Rail Cargo Austria AG" im jüngsten Bericht des Rechnungshofes (RH) ist umfangreich - und enthält auch Erhellendes zur Causa "Isabella-Shuttles" , also jenen Wagonüberladungen bei ÖBB-Transporten von Lambach in Oberösterreich nach Sindos in Griechenland.

Anders als von offizieller Seite stets beteuert war der RCA-Führung beziehungsweise dem für die Durchführung der Containertransporte zuständigen RCA-Ableger ICA laut RH "jedenfalls seit Mitte 2010 bekannt" , dass Züge der Gartner KG "das vertraglich vereinbarte und bezahlte Transportgewicht deutlich überschritten hatten, in der Regel sogar um mehr als hundert Tonnen pro Zug", wie es im RH-Bericht heißt.

Folgen hatte die damit einhergehende Verfälschung der Frachtdokumente zunächst keine. Denn erst im August 2011 kündigte die - ihrerseits erneuerte RCA-Führung - den Vertrag mit Gartner KG. Um sogleich einen neuen Vertrag mit Pönalezahlungen mit dem oberösterreichischen Großkunden zu fixieren - "trotz bereits laufender strafbehördlicher Ermittlungen", wie der RH kritisch anmerkt. Via Bankgarantie sicherte sich RCA damit zumindest einen Teil des aushaftenden Betrags von brutto 523.000 Euro, den sie inzwischen als Schaden identifiziert hatte und den sie jenen Bahngesellschaften in Südosteuropa refundiert hat, die durch die Zugsübergewichte ebenfalls geschädigt worden waren - der Standard berichtete ausführlich.

Notbremse 2012

Als die Staatsanwaltschaft Wels die Ermittlungen wegen Verdachts des Betrugs und der Untreue auf ehemalige und aktive RCA-Führungskräfte intensivierte, zog RCA im Juni 2012 die Notbremse, kündigte den neuen Vertrag mit Gartner, zog die Bankgarantie und schloss sich dem Verfahren als Privatbeteiligte an. Nun liegt der Ball bei Gerichtsgutachter Thomas Kallinger von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Moore Stephens, er durchleuchtet die Causa. Der mutmaßliche Schaden wird auf 2,1 Millionen Euro taxiert. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Die Frage, warum ICA und RCA die Isabella-Shuttles nicht beendeten, obwohl es Indizien für Überladungen gab, beantwortete der frühere ICA-Geschäftsführer am Dienstag in einer Verhandlung im Handelsgericht Wien so: Man habe Verwiegungen auf der Gleiswaage Melk durchgeführt, die (von Procter & Gamble angezeigten) Überladungen aber nicht beweisen können. Gartner hat ICA/RCA auf 879.968,40 Euro aus dem zweiten Vertrag geklagt. Ob die Klage am Handelsgericht durchgeht, ist offen. Das Verfahren ruht, man will den Ausgang des Strafverfahrens in Wels abwarten. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 30.11.2013)