Zagreb - Mehr als tausend Aktivisten haben einen Tag vor dem Referendum über die Homo-Ehe in Kroatien für die Rechte von gleichgeschlechtlichen Paaren demonstriert. Nach einem mehrstündigen Protestmarsch durch die Hauptstadt Zagreb entrollten sie vor dem Parlamentsgebäude eine riesige Regenbogenfahne.

"Wir fordern die Wähler dazu auf, die Minderheitenrechte zu schützen, so dass niemand in Kroatien zu einem Bürger zweiter Klasse wird", rief die Aktivistin Sanja Juras ihren Mitstreitern zu.

Auf Betreiben der konservativen Initiative "Im Namen der Familie" soll in der Verfassung festgeschrieben werden, dass der Bund der Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau eingegangen werden kann. Es zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für den Vorstoß ab. Jüngsten Umfragen zufolge wollen 68 Prozent der Stimmberechtigten mit "Ja" stimmen. Die katholische Kirche, der fast 90 Prozent der 4,2 Millionen Kroaten angehören, rief dazu auf, das Vorhaben zu unterstützen.

Die Regierung des EU-Neumitglieds lehnt die Initiative hingegen als Diskriminierung Homosexueller ab. Zuvor hatte sie einen Gesetzesentwurf für die Registrierung homosexueller Paare als eingetragene Partnerschaften angekündigt.

Kroatiens Homosexuelle haben in den vergangenen Jahren einige Fortschritte erzielt. Die Teilnehmer der ersten Gay Pride im Jahr 2002 waren noch von Extremisten verprügelt worden. Mittlerweile finden regelmäßig Schwulen- und Lesbenparaden in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik statt. 2003 wurden homosexuellen Paaren die gleichen Rechte gewährt wie Heterosexuellen, die unverheiratet zusammenleben. Auch in den Medien wird Homosexualität nicht mehr so stark tabuisiert.

Allerdings bekennen sich laut einer Umfrage nur 37 Prozent, also gut ein Drittel der kroatischen Schwulen und Lesben zu ihrer sexuellen Orientierung. 74 Prozent der Homosexuellen sind demnach Opfer von Diskriminierungen, 17 Prozent erlebten auch körperliche Angriffe. (APA, 30.11.2013)